Schlamm, Blut und Tränen
Lange Zeit hatte Bohuslav Martinus «Griechische Passion» einen schweren Stand: 1957 von Covent Garden vor der Uraufführung abgelehnt, erfuhr das Werk gravierende Umarbeitungen, ehe es – erst nach dem Tod des Komponisten – 1961 in Zürich aus der Taufe gehoben wurde. Ein Renner ist das auf einem Roman von Nikos Kazantzakis basierende Stück immer noch nicht. Denn die Geschichte um den griechischen Hirten Manolios, dessen Engagement für eine Gruppe von Flüchtlingen in einen der christlichen Passion ähnelnden Leidensweg führt, erfordert ein Großaufgebot an Sängerinnen und Sängern.
Umso stärker gilt es die geschlossene Ensembleleistung zu würdigen, mit der die Oper Graz – nach Schrekers «Der ferne Klang» – nun schon zum zweiten Mal in der ersten Spielzeit der neuen Intendantin Nora Schmid punktet.
Der Schweizer Regisseur Lorenzo Fioroni ist klug genug, kein realistisches Szenario mit Stacheldrahtzäunen und Flüchtlingszelten zu zeigen. Zu sehen sind zunächst junge Menschen in T-Shirts und Turnschuhen, die mit Honoratioren des griechischen Bergdörfchens Lycovrissi darüber verhandeln, wer beim nächsten Passionsspiel die Hauptrollen übernehmen darf. Weit offen ist die Bühne Paul Zollers, ...
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Opernwelt Mai 2016
Rubrik: Im Focus, Seite 18
von Reinhard Kager
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