Problematisch

Borodin: Fürst Igor
Paris | Opéra Bastille

Seit seiner Uraufführung am Petersburger Mariinski-Theater 1890 bildet «Fürst Igor» ein von Bewunderern innig geliebtes Problemkind des Opernrepertoires. Problematisch ist zum einen das Libretto: eine Folge von grob gezeichneten Abziehbildern aus dem mittelalterlichen Russland ohne dramatischen Spannungsbogen oder sprachliche Prägnanz. «Oper» im abgegriffensten Sinn – Klischees, Ausrufezeichen, penetranter Patriotismus. Problematisch ist zum andern die Partitur.

Bei Borodins Tod 1887 unvollendet, wurde sie durch seine Freunde Nikolaj Rimski-Korsakow und Alexander Glasunow in eine aufführbare Form gebracht. Auf die 1888 veröffentlichte Erstausgabe folgte 1993 eine zweite, die anlässlich einer Petersburger Neuproduktion erstellt worden war – sie restituierte unter anderem Passagen, die Rimsky-Korsakow und Glasunow gestrichen hatten. 2012 vereinte ein weiterer Band die Frühfassungen etlicher Stellen. Der Regisseur steht so vor der Aufgabe, dem holzschnittartigen Plot irgendwie Leben einzuhauchen; der Dirigent seinerseits muss aus dem Wust von Material eine Folge zusammenstellen, die möglichst keine musikalische Perle unter den Tisch fallen lässt, zugleich aber schlüssig ist.

Beides ...

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Opernwelt Januar 2020
Rubrik: Panorama, Seite 45
von Marc Zitzmann

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