Plastische Klangskulpturen
Ich wollte keine Musik schreiben, die man mehrere Seiten lang erklären muss». Solche Entschiedenheit, geäußert kurz vor der Münchner Uraufführung von «Alice in Wonderland», sagt viel über Unsuk Chins Stellung, ihr Selbstgefühl in der Musiklandschaft der Gegenwart – in der Mitte zwischen den eigenen Wurzeln und vielfältigen westlichen Erkundungen und Erfahrungen, denen sie folgte, nachdem sie von Asien weggegangen war. Chin fühlt sich keineswegs eng der koreanischen Musiktradition verbunden, die sie offenbar nur flüchtig, als Kind und Jugendliche, kennenlernte.
1961 in Seoul geboren, bekam sie früh Klavierunterricht und ließ sich an der National University von Seoul ausbilden: in Komposition bei Sukhi Kang, einem Schüler Isang Yuns, der sie in die Musikkultur der westlichen Nachkriegs-Avantgarde einführte. Chin trat als Pianistin auf, 1984 gewann sie für das Stück «Spektra» den holländischen Gaudeamus-Musikpreis. Dann die definitive Weichenstellung – das DAAD-Stipendium 1985 zum Studium in Hamburg, wo sie bis 1988 in György Ligetis Kompositionsklasse saß. Ligeti wurde der bestimmende Lehrer und Mentor, empfahl ihr, alles serielle Komponieren aufzugeben, um ganz neu zu beginnen. ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Schlüsselerlebnisse hat man merkwürdigerweise oft erst dann, wenn man glaubt, einen Gegenstand oder ein Subjekt in- und auswendig zu kennen. Es war ein Abonnementkonzert des Freiburger Barockorchesters (FBO) in seiner Heimatstadt im Mai 2003. «Späte Klänge» standen auf dem Programm: Arriagas stürmerisch-drängerische frühromantische D-Dur-Sinfonie und Webers...
Wo er ist, ist Streit. Meinungsstreit. Wo Calixto Bieito arbeitet, prallen die Ansichten aufeinander. Erregt. Eifernd. Gereizt. Häufig wütend. Keiner in jüngerer Zeit, der Publikum wie Kritik so spaltet wie er. Die einen stilisieren ihn zum Messias der Musiktheater-Vergegenwärtigung. Für die anderen ist er die Inkarnation des roten Tuchs.
Daheim in Spanien steht...
Die Beziehung zwischen einem Intendanten und seinem Haus führt, nicht anders als bei Ehepaaren, manchmal zu einer seltsamen Form von Mimikry: Das Selbstverständnis eines Fünfhundert-Personen-Betriebs verdichtet sich dann, so kommt es einem vor, nicht nur in der Person des Chefs, sondern sogar in bestimmten Details seiner Kleidung. Die legendäre Lederweste Götz...