Philologie für die Praxis
Meyerbeer und die Grand opéra – in der Musikwissenschaft sind das inzwischen vielbeachtete und -bearbeitete Themen. Die Initialzündung gab 1991 ein Symposium in Thurnau. Seither vergeht kaum ein Jahr, in dem nicht mindestens eine Konferenz irgendwo auf der Welt speziell den Komponisten oder sein Genre in den Fokus nimmt. Zum 150. Todestag des Berliners taten das Pistoia und, zum Auftakt eines bis 2017 geplanten Meyerbeer-Zyklus, die Deutsche Oper Berlin.
Umso mehr staunte man, einleitend von Reinhold Quandt zu erfahren, wie schwer es war, die seit 1994 geplante kritische Meyerbeer-Ausgabe zu finanzieren und beim Ricordi-Verlag zu verwirklichen. Erst sie macht es Theatern möglich, die 17 Opern des Meisters wenigstens ohne größere philologische Anstrengungen aufzuführen. Das alte, zerlesene und zerschlissene Aufführungsmaterial der einst viel gespielten Werke, das man sich von überallher zusammensuchen musste, ist jetzt durch leicht erreich- und gut lesbares ersetzt. Dirigenten und Regisseure können sich bequem einen Überblick über verschiedene Werkfassungen verschaffen und auf dieser Grundlage individuelle Lesarten erarbeiten. Hier sind – oft zum ersten Mal – vom Komponisten selbst ...
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Opernwelt Dezember 2014
Rubrik: Im Focus, Seite 21
von Boris Kehrmann
Als luxuriöses Dekor der Intimität setzt Erich Wolfgang Korngold das Orchester in seiner Oper «Die tote Stadt» ein. Der sagenhafte Erfolg dieses Stücks, das schon ein Jahr nach seiner deutschen Uraufführung – am 4. Dezember 1920 – an der Met in New York herauskam, liegt vor allem darin, den Ersten Weltkrieg nicht als Bruch mit der opulenten Lyrik des deutschen Fin...
Wie ein Filmdrehbuch hat Hugo von Hofmannsthal das Libretto des «Rosenkavalier» abgefasst, jede Nuance des Bühnengeschehens genau festgelegt. Über Jahrzehnte hinweg, von der Dresdner Uraufführung (1911) an, hielten sich Regisseure penibel an diese Vorgaben. Noch bis in die jüngste Zeit galten die traditionellen Inszenierungen eines Rudolf Hartmann oder Otto Schenk...
Der Rheinoper ist zum Saisonstart endlich wieder eine rundum überzeugende Eigenproduktion geglückt (Barrie Koskys Trickfilm-«Zauberflöte» ist ja «nur» ein schlauer Einkauf von der Komischen Oper Berlin). Altmeister Dietrich Hilsdorf läuft in der 150. Regie seiner Karriere zu großer Form auf. Es ist seine erste Begegnung mit dem von ihm bisher gemiedenen Richard...
