Phantastische Bilderwelten
Dieser Lohengrin ist eine Lichtgestalt: weißer Anzug, weißes Gesicht, weißes Haar. In der Inszenierung von Roger Vontobel wird er während des Orchestervorspiels in einer Videoprojektion als übermenschliches Wesen kreiert. Zu den Zauberklängen, die Roberto Rizzi Brignoli aus dem Orchestergraben aufsteigen lässt, formen die Videokünstler Clemens Walter und Jonas Dahl aus Wassertropfen, aufwuchernden Pflanzen, Pilzen und menschlichen Gliedern eine weiße Gestalt, die sich machtvoll aus dem Retortenbett erhebt.
Ist Magie, göttlicher Wille oder Trickserei im Spiel? Das lässt die Inszenierung geschickt offen.
Lichtgestalten, die Erlösung verheißen, sind heute kaum weniger gefragt als im epischen Mittelalter. Parallelen zu selbsternannten Heilsbringern und neuen Königen unserer Zeiten ergeben sich wie von selbst. Die Skepsis der Regie gegenüber dem vermeintlichen Erlöser verrät sich bereits in einem Detail: Der strahlende Held hat einen schwarzen Arm. Eine Hand ist verkohlt, der blütenweiße Anzugärmel angesengt. Vontobels Inszenierung spielt in einer Zeit des Umbruchs, in der das Christentum Herrschaft gewonnen hat über die germanische Götterwelt, deren archaische Kräfte untergründig ...
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Opernwelt Dezember 2025
Rubrik: Panorama, Seite 48
von Silvia Adler
Sandrine Piau ist selbst im Herbstglanz ihrer Stimme noch immer für ein Abenteuer gut – einen «Schritt zur Seite», wie sie im Booklet ihres neuen Albums schreibt, auf dem sie in Begleitung des Quatuor Psophos «die Osmose zwischen den Haaren der Bögen und der Körnung meiner Stimme» erforscht. Der Geiger, Komponist und Dirigent Jacques Gandard hat zehn...
Mögen auch gleich drei der beteiligten Damen, die echte Barbara Delacqua sowie zwei strategisch eingesetzte Doppelgängerinnen, im Minirock des klassischen Supergirl-Outfits stecken, so haben sie doch die Hosen an in dieser Neuinszenierung der «Nacht in Venedig» durch Nina Spijkers, mit deren Premiere das Haus am Gürtel den 200. Geburtstag von Johann Strauß (Sohn)...
Christof Loy ist seit mehr als 35 Jahren im Operngeschäft – und in der Wahl seines Repertoires immer schon eigenwillig gewesen. Einige Werke des Kernrepertoires hat der Regisseur bewusst ausgelassen. So hat er nie eine «Butterfly» inszeniert, keinen «Rigoletto» und keinen «Trovatore», weder den «Fliegenden Holländer» noch den «Ring». Sein Faible galt (und gilt) dem...
