Oper und Anti-Oper
Herr Prof. Ligeti, in Ihrem Kommentar zur Entstehung der Oper «Le Grand Macabre» beschreiben Sie einen schöpferischen Entwicklungsprozeß, der – wie ich meine – für die Situation der Musik der Siebzigerjahre und des neuen Musiktheaters im besonderen sehr aufschlußreich und charakteristisch ist. Während der Arbeit an dieser Oper, Ihrem ersten großen Werk für das Musiktheater, gelangten Sie allmählich zur Erkenntnis, daß die Idee der nicht begrifflichen Texte, der Anti-Oper also, abgenutzt und nicht mehr entwicklungsfähig war.
Aus der ursprünglich geplanten Anti-Oper wurde eine «Anti-anti-Oper», auf einer anderen Ebene also wieder eine Oper, die die Gegebenheiten der Gattung und der Opernbühne akzeptiert, auch wenn sie ihre Tradition weiterführt. Dazu kommt mir ein Satz aus Alfred Jarrys «Ubu Roi», der die Konzeption Ihrer Oper wesentlich beeinflußt hat, in den Sinn: »Wir werden nicht alles zerstört haben», sagt König Ubu in seiner zerstörerischen Wut, »bevor wir nicht auch die Ruinen zerstören. Aher ich sehe kein anderes Mittel dazu, als schöne, wohlgeordnete Bauten aus ihnen zu machen.»
Ich finde das Zitat wunderbar. Was mich betrifft: Meine künstlerische Einstellung und ...
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