Ohne «Weh!»
Warum muss Elsa sterben? Während Richard Wagner der zu Unrecht des Brudermords beklagten jungen Frau – von ihrem ersten (Traumerzählungs-)Auftritt bis zum bitter tragischen Ende der gescheiterten Beziehung zu ihrem Retter Lohengrin – einen somnambulen Charakter zuschreibt und sie schließlich «langsam entseelt in Gottfrieds Armen zu Boden» gleiten lässt, ist sein Lübecker Regisseur hier konkreter: Die wilde Horde brutaler barbarischer Brabanter tötet Elsa in den letzten Takten des Stücks. Der erschütterte Chorkommentar («Weh!») entfällt.
Es erscheint der von Ortrud zu den Gralsklängen des Vorspiels getötete, kindliche Thronfolger Gottfried in mittelalterlicher Rüstung. Die alte Ordnung ist wiederhergestellt. Das Licht geht aus. Ende.
Anthony Pilavachi, der am Theater Lübeck unter der Ägide von Opernchef Roman Brogli-Sacher bereits einen weithin beachteten «Ring» sowie «Tristan und Isolde» und «Parsifal» mit glücklicher Hand auf die Bühne brachte, ist nun mit pandemiebedingter Verspätung als Wagner-Regisseur nach Lübeck zurückgekehrt. Unter den kraftvoll modellierenden Händen von GMD Stefan Vladar klingt dieser «Lohengrin» so ungestüm, frisch und frühromantisch, dass man die ...
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Opernwelt 12 2022
Rubrik: Panorama, Seite 53
von Peter Krause
Ich hab’ eine Oper g’schrieben, da ist alles logisch d’rin», lässt Georg Kreisler den imaginären Komponisten seines «Opernboogies» mit dem schönen Titel «Der Ritter trifft die Ritterin unter einer Linde» behaupten. Die Frage, ob Kreislers an den Paradoxa der Oper rüttelnder Humor auch Mozart und Beethoven amüsiert hätte, erübrigt sich allein historisch. Auf jeden...
Mit Kurt Weill als Musical-Komponist fremdelt man im deutschsprachigen Raum nach wie vor. Ein Beispiel ist Weills «Lady in the Dark» (von 1941) mit den Gesangstexten von Ira Gershwin und dem Libretto von Moss Hart. Spätestens nach dem Erfolg der Hollywood-Satire auf die Fashion-Welt «Der Teufel trägt Prada» (2006) mit Meryl Streep in der Rolle der eisernen...
Claudio Monteverdis venezianisches Spätwerk «Il ritorno d’Ulisse in patria» liegt seit Nikolaus Harnoncourts bahnbrechender Einspielung aus dem Jahr 1971 in zahllosen Aufnahmen vor. Wer sich dieser erdrückenden Konkurrenz ernsthaft stellen will, muss etwas Neues zu sagen haben! Wie der französische Dirigent Stéphane Fuget, der bisher hauptsächlich mit geistlichen...
