«Nicht wie ein Mann steh ich vor euch»

Tobias Kratzer zeigt «Arabella» an der Deutschen Oper Berlin als heiteren und dennoch gefühlskomplexen Tanz am Abgrund

Opernwelt - Logo

Arabella» gibt es immer mal wieder in Auszügen, beispielsweise vor etwa zwölf Jahren in Berlin, als man die hiesigen Philharmoniker mit der Strauss’-Hofmannsthal’schen Arbeit – 1933 in Dresden uraufgeführt wie auch die Nachbarwerke «Die ägyptische Helena» (1928) und «Die schweigsame Frau» (1935) – genießen konnte, zudem mit einer luxuriösen Besetzung: Renée Fleming, Thomas Hampson – und Christian Thielemann am Pult. Letzteren wünschte man sich auch jetzt nach Berlin zurück, an sein «Ursprungshaus», die Deutsche Oper.

Dort steht aber Generalmusikdirektor Donald Runnicles im Orchestergraben – und kann weder mit den Sängerinnen und Sängern harmonieren noch der Musik ihren silbrigen Zauber, ihren wonnigen Schmelz bei zittriger Abgrundharmonik (statt nach G-Dur sickert Strauss innerhalb einer C-Dur-Kadenz immer wieder verwegen nach gis-Moll ab) zukommen lassen. Der Strauss von Runnicles klingt dröhnig – mal zu schroff, mal zu pauschal. Fast immer überdeckt er die Solisten, nie stellen sich musikalisch besondere Augenblicke ein. Eine Verfehlung, die vom kompetenten Publikum auch entsprechend kommentiert wird. Man versucht, Thielemann simultan mitzudenken; dieser Dirigent kann Blechbläser ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Mai 2023
Rubrik: Im Fokus, Seite 12
von Arno Lücker

Weitere Beiträge
Hinter Schleiern

Diese «Tristan und Isolde»–Produktion besitzt unbestreitbare musikalische Qualitäten. Samuel Sakker, der kürzlich an der Seite von Dorothea Röschmann in Nancy als Tristan debütierte, hat seither noch an Souveränität gewonnen. Vor allem der dritte Aufzug mit den sehnenden Fieberfantasien geriet ihm jetzt mustergültig – von der Wortverständlichkeit über die mühelosen...

Aus dem Leben eines Zaren

Seit 2019 findet im Konzertsaal «Sarjadje» direkt neben dem Kreml das «Gergiev-Festival» statt, mit konzertanten Opernaufführungen und Symphoniekonzerten durch Orchester, Chor und Solisten des Mariinsky-Theaters. Das Publikum schätzt das Repertoire und die ausgezeichnete Qualität der Darbietungen. Das Ganze hat nur einen Haken: Das Programm wird frühestens eine...

Appell und Dorn

Der Furor einer künstlerischen Aussage: Wann greift er uns noch wirklich an? Beim diesjährigen «Opera Forward Festival» in Amsterdam waren es gleich zwei von drei Abenden, die, im existenziellen Sinne, als Appell (mit Dorn), tief bewegten – hinreißend, hirnzerreißend. 

Vor dem Eisernen Vorhang im Opernhaus spielt das Ein-Frau-Stück «Perle Noire: Meditations for...