Nebelschwaden

Luz: 4½ Jahreszeiten
BASEL | THEATER

Opernwelt - Logo

Ein Mann schlurft im graublauen Arbeitskittel auf die Bühne und stutzt angesichts des offenbar unerwarteten Publikums. Die Szene kennt man so ähnlich aus dem Theaterkabarettstück «Die Sternstunde des Josef Bieder», bei dem ein Requisiteur ungewollt zum Entertainer wird. Aber im Programmheft steht ausdrücklich: «Wenig Text in deutscher und englischer Sprache.» Und außerdem steht da: «Konzept, Inszenierung, Bühne, Video – Thom Luz».

Insofern muss gar nicht mehr erwähnt werden, dass es auch keine Handlung im hermeneutischen Sinne gibt.

Dafür steht der Name des einstigen Basler Hausregisseurs unter Andreas Beck und nunmehr in gleicher Eigenschaft am Münchner Residenztheater Beschäftigten: für Überschreibungen, für Theater nach einem mitunter kaum zu ergründenden Kompass. In «4½ Jahreszeiten – Eine Sinfonie-Überschreibung mit Zwischentönen» am Theater Basel geht alles von einer Orchesterprobe aus. Auf dem Programm: Haydns Oratorium «Die Jahreszeiten». Obwohl – da sind die Musikerinnen und Musiker sich offenbar nicht ganz einig; manche würden es wohl gerne auch mit den «Vier Jahreszeiten» von Antonio Vivaldi versuchen. Doch der Dirigent bleibt unerbittlich und schickt, nachdem er die ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt November 2021
Rubrik: Panorama, Seite 47
von Alexander Dick

Weitere Beiträge
Sonnenschein nach dem Schneefall

Taiwan wirkt nicht auf den ersten Blick wie eine Oase der Oper. Doch der Schein trügt: Im vergangenen März, als die meisten Theater weltweit stillgelegt wurden, brachte das Nationale Kaohsiung Zentrum für Kunst und Kultur an der Südwestküste der Insel vier szenische Vorstellungen von Verdis «La traviata» auf die Bühne. Das schlicht-moderne Inszenierungskonzept der...

Gesamtkunstwerk

In der Causa Isolde herrscht im Grunde Einigkeit: Diese Rolle zu singen, ist unglaublich schwierig, psychisch wie stimmlich über alle Maßen anstrengend. Catherine Foster tritt in Füssen den Gegenbeweis an: Plötzlich wirkt all das Schwere so leicht, naturhaft, ursprünglich. Gebannt hängen wir an den Lippen ihrer irischen Königsbraut, erleben, wie sie sich aus ihrer...

Herzallerliebst

Sein Entrée ist eigentlich standesgemäß. Wie von Picasso, Doré oder Grandeville illustriert tritt Don Quijote (Richard Šveda) in Manuel de Fallas «Meister Pedros Puppenspiel» aus dem roten Vorhang heraus auf die Bühne der Deutschen Oper am Rhein, spitzbärtig, mit quirlig grauen Haaren unterm Helm, ein Schwert im Gürtel, in (s)ein Buch vertieft. Doch bald schon holt...