Nachahmenswert

Natschinski: Messeschlager Gisela COTTBUS | THEATER

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Gefühlvoll Operettiges, das auch ans Sentimentale streifen darf, und ebensogut fetzige Tanzrevue-Nummern oder einprägsame Songs: Gerd Natschinskis Klänge garantieren zusammen mit dem Bühnengespür seines Librettisten Jo Schulz, dass dieser «Messeschlager Gisela» auch dramaturgisch gut funktioniert.

Trotzdem feiern beide nach wie vor fast nur in ostnostalgischen Kontexten gelegentlich Urständ, und wenn diese gelungene Inszenierung des Teams um Katja Wolff etwas bewegen könnte, dann vielleicht zuerst, dass sich mutige Intendanzen finden, die dem Stück auch andernorts Räume schaffen.

Dabei hatte es der «Messeschlager» schon von Anfang an nicht leicht. Natschinski – bis dahin vor allem als Schlager-, Jugendlied- und Film -musikkomponist aktiv – und seine Partner kamen mit ihrem leichtgeschürzt-ernsthaften Angebot zur falschen Zeit heraus, nämlich 1960, kurz vor dem Mauerbau. Danach waren dann Ausflüge sozialistisch Produzierender nach Paris oder Berlin-West, wie sie hier noch als augenzwinkernde Accessoires aufleuchten, auf DDR-Bühnen inopportun. Da half dann auch die grundsätzlich positiv ansetzende und allenfalls zart-ironische Comedysierung einer Gesellschaft, die für manche ...

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Opernwelt Dezember 2025
Rubrik: Panorama, Seite 55
von Gerald Felber

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