
Denunziation willkommen: Szene aus der Innsbrucker «Gioconda»; Foto: Theater/Rupert Larl
Muskelspiele
Wer solche Untertanen hat, kann den Staatsapparat klein halten: Privatspitzel allüberall, fast an jeder Kanalecke. Und fürs besonders perfide Denunziantentum hielt das alte Venedig «Löwenmäuler» bereit, kunstfertig gestaltete Briefkästen, in denen die Beschuldigungen hinterlegt werden konnten, am besten mit Absender. Ganz prosaisch sind diese bocche di leone in diesem Fall allerdings aufgereiht und -getürmt zur Schubladenwand, aus der sich gierige Hände strecken – was eben passiert, wenn sich Historisches der Aktualisierungskur unterziehen muss.
Leicht ließe sich bei «La Gioconda», Amilcare Ponchiellis venezianischem Gegenstück zu Puccinis «Tosca», die Checkliste des Totalitarismus abhaken. Und anfangs sieht es auf der Bühne des Tiroler Landestheaters auch so aus, als werde eine weitere Variation von DDR, China & Co. durchgespielt. Doch das Regie-Duo Alexandra Szemerédy und Magdolna Parditka, zudem verantwortlich für die Ausstattung, bleibt nicht beim Nachbuchstabieren ostalgischer Interieurs. Während der großen Tutti-Momente im holzfurnierten Gerichtssaal, über den Inquisitionschef Alvise als sexgeiler Richter herrscht, entfremden sich Straßensängerin Gioconda und Revoluzzer Enzo ...
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Opernwelt Januar 2018
Rubrik: Panorama, Seite 42
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