Molto esitando
Das letzte Wort ist noch nicht gesungen. Etwas mehr als die Hälfte des Textes, der ihn seit einer gefühlten Ewigkeit umtreibt, hat György Kurtág nun «vertont». Aber natürlich ist er mit «Fin de partie» nicht fertig. Mit dieser stockenden, komischen, lakonisch atmenden Sprachmusik Samuel Becketts, der er 1957 in Paris erstmals begegnete, kurz nach der Uraufführung des Stücks. Mit diesem hellsichtig absurden Palaver des blinden, an den Rollstuhl gefesselten Hamm und den Repliken seines sinnlos geschäftigen Faktotums Clov.
Mit Nell und Nagg, den schwerstversehrten, in die Tonne entsorgten Eltern Hamms, die ihr apokalyptisches Unglück als Farce verlachen. «Er schreibt weiter», versichert der Kölner Dirigent Markus Stenz. Als «Versione non definitiva», als eine erste, vorläufige Fassung bezeichnet Kurtág die 367 Seiten starke Partitur, die Stenz mit dem Orchester der Mailänder Scala und den vier exzellenten Solisten Frode Olsen, Leigh Melrose, Leonardo Cortellazzi und Hilary Summers zu einer lange erwarteten Weltpremiere führte, mit der kaum jemand mehr gerechnet hatte.
Knapp zwei Stunden überspannen die «Scènes et monologues» des in 14 Episoden unterteilten Einakters. Sieben Jahre ...
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Opernwelt Januar 2019
Rubrik: Im Focus, Seite 4
von Albrecht Thiemann
Drei verschiedene Opern an drei aufeinanderfolgenden Tagen: Was in Berlin oder Wien noch immer selbstverständlich scheint, ist in Italien eine Attraktion. Längst hat restriktive Kulturpolitik die einst blühende Opernlandschaft zwischen Triest und Catania zerschlagen. Ausgenommen sind ein paar Leuchttürme wie La Scala oder das Orchester der Accademia di Santa...
Nebel in dichten Schwaden. Von den Seitenbühnen, im Zuschauerraum. Im roten, grünen und blauen Gegenlicht wird das wabernde Trockeneis zu einem unergründlichen Ozean, in dem sich die Umrisse von drei Gestalten abzeichnen: Es könnte der Beginn einer «Rheingold»-Inszenierung sein. War es im Grunde auch. Ganz ähnlich hatte es 1988 im Bayreuther Festspielhaus begonnen....
Die Herren kennen einander. Natürlich nicht persönlich, Franz Schubert starb bekanntlich 1828, als Ian Bostridges Vorfahren noch gar nicht wussten, dass sie dereinst einen namhaften Liedsänger in ihrer Familie haben würden. Als solcher ist Bostridge seit Langem international anerkannt, zumal auf dem Gebiet der Schubert-Exegese; nicht zuletzt sein Buch über den...