Mit Schirm, Charme und Pfeffer

Marcel Lattès’ frech-frivole «Faust»-Operette mit Les Frivolités Parisiennes

Die «Années folles», die Roaring Twenties nach dem Ende des Ersten Weltkriegs bescherten mit ihrer Invasion des Jazz und der amerikanischen Motorik auch der französischen Operette eine letzte Blüte. Selbst für den graziös-eleganten Stil der älteren Meister wie Reynaldo Hahn oder André Messager, dessen comédie musicale «Passionnément» aus dem Jahr 1927 soeben in der Edition des Palazzetto Bru Zane neu herauskam (OW 9/10-2021), brachten sie eine Blutauffrischung.

Zu den zahllosen nachdrängenden, heute meist völlig vergessenen Komponisten der leichten Muse gehörte auch Marcel Lattès (1886-1943), als Pianist ein Schüler des großen Organisten Charles-Marie Widor. Zwölf Operetten aus seiner Feder entstanden zwischen 1908 und 1935, darunter die 2007/8 in Paris wiederaufgeführte opérette policière «Arsène Lupin banquier». Nach der Erfindung des Tonfilms war Lattès ein gefragter, vielbeschäftigter Filmkomponist, dessen Karriere allerdings mit der Besetzung Frankreichs durch die Nazis 1940 abrupt zu Ende ging. Er kam ins Lager, wurde trotz einer vorübergehend erfolgreichen Intervention Sacha Guitrys schließlich nach Auschwitz deportiert und dort gleich nach der Ankunft am 12. Dezember 1943 ...

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Opernwelt Dezember 2021
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 31
von Uwe Schweikert

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