Minimalistisch

Traetta: Antigona
Osnabrück | Theater am Domhof

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In Tommaso Traettas 1772 in Sankt Petersburg uraufgeführter tragedia per musica «Antigona» bringt der Librettist Marco Coltellini all das auf die Bühne, was in Sophokles’ Drama nur berichtet wird: den Tod der beiden um die Herrschaft in Theben streitenden Zwillingsbrüder Eteokles und Polynikes im Zweikampf; die von Kreon verbotene Bestattung des Aufrührers Polynikes durch dessen Schwester Antigone; schließlich die Einmauerung der wegen ihrer Widersetzlichkeit zum Tod Verurteilten in eine Felsenhöhle.

Für Traetta, einen Opernreformer noch vor Gluck, bildete das die Steilvorlage zu einem musikalischen Drama, das mit Chören, Tänzen, Accompagnati, Ariosi, Duetten und Ensembleszenen in fließenden Übergängen gleichsam durchkomponiert ist. Bis zur ersten Arie vergehen 20 Minuten – und sie sind, wie später vor allem die große Ombra-Szene, musikalisch höchst spannungsvoll.

Floris Visser hat die selten aufgeführte Oper im Einheitsbühnenbild Dieuweke van Reijs – ein geschlossener, beige gekalkter, nackter Raum mit einem mächtigen Mittelportal und einem Riss in der Mauer – jetzt in Osnabrück herausgebracht. Die Kostüme – die Soldaten in khakifarbenen Uniformen, die ländliche Bevölkerung in ...

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Opernwelt März 2018
Rubrik: Panorama, Seite 48
von Uwe Schweikert

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