Mal ehrlich August 2017
Ach, der Sommer! Faule Nachmittage in der Sonne, blühende Gärten, Picknicks auf der Wiese – und Oper Open Air. Wir Briten fahren auf Outdoor-Bühnen total ab. Beim ersten Sonnenstrahl im April rauscht alle Welt zum Baumarkt, um Grill und Gartenmöbel zu kaufen; zugleich gehen Tickets zu Freiluftveranstaltungen aller Art weg wie warme Semmeln. Gerade so, als hätten wir noch nie einen englischen Sommer miterlebt. Die Niedrigtemperaturen und Rekordhochwasser im letzten Jahr? Längst vergessen.
Ich habe oft draußen gesungen. In Italien geht das immer. Griechenland? Keine Wolke am Himmel.
Südfrankreich? Nie ein Tropfen Regen. Aber bei uns ist die Wette auf Sommer ein Glücksspiel, auf das sich nur eine Nation mit Hang zu Sarkasmus und Selbstgeißelung einlassen kann.
Als das Festival in Garsington noch in den Kinderschuhen steckte – ein richtiges Theater gab es noch nicht –, sang ich dort den Ferrando in «Così fan tutte». Noch heute sträuben sich mir die Haare beim Gedanken an «Un aura amorosa». Ton für Ton verpuffte in feuchtkalter Luft, während Flugzeuge den grauen Himmel pflügten; Wind lüpfte mein Kostüm. Dem Continuo schloss sich ein Rasenmäher an, irgendwo in der Nachbarschaft ...
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Opernwelt August 2017
Rubrik: Aus dem Leben eines Taugenichts, Seite 65
von Christopher Gillett
Jetzt, wo sogar die Spielzeitvorschau der Berliner Lindenoper den Weg von der Druckerei in die Briefkästen gefunden hat, hüpfen die Augen wieder einmal vor Freude. Wie reich haben uns die Opernhäuser beschert! Nicht nur mit bunten Farben und ausgefallenen Papiersorten, sondern auch mit vielen «special effects» – grafische, versteht sich. Manche Broschüre scheint...
In Dresden, der Stadt seiner Uraufführung, kam schon 1948, kurz nach dem Krieg, ein neuer «Rosenkavalier» heraus. Die Produktion bildete die Grundlage für eine Rundfunk-Studioaufnahme, die nun unter Verwendung der Originalbänder für die verdienstvolle Reihe «Semperoper Dresden» auf CD erschienen ist.
Allerdings wurde die Premierenbesetzung in fast allen wichtigen...
Eine indische Frau kann auch ohne roten Bindi auf der Stirn schön sein, wenn sie Olga Peretyatko heißt (die freilich neuerdings auch den Namen ihres italienischen Dirigentengatten Michele Mariotti führt) und über einen eleganten, kraftvollen Sopran verfügt. Dass die dramatisch überzeichneten Koloraturen nicht recht passen wollen zu einer Priesterin, fällt dabei...
