Märchenhaft, unter Wert

Händels «Rinaldo» als Marionettentheater mit der Berliner Lautten Compagney, «Tamerlano» in einer WDR-Aufnahme unter Ferdinand Leitner

Die 1984 gegründete Berliner Lautten Compagney hat sich international besonders mit Opern von Georg Friedrich Händel einen Namen gemacht. Bei einer Produktion des frühen Londoner Erfolgsstücks «Rinaldo» (1711) arbeitete sie zum ersten Mal mit dem italienischen Marionettentheater Carlo Colli & Figli zusammen, das auf eine Tradition von 200 Jahren zurückblicken kann und lange Zeit als «Puppen-Scala» galt, weil die dort gespielten Werke hier glanzvolle Reprisen für ein breiteres Publikum erlebten.



Die Inszenierung Eugenio Monti Collas beginnt im Stil des alten Hoftheaters mit vielen starren Tableaus und armereckenden Protagonisten. Nur dem dunklen Widersacherpaar Argante und Armida ist eine differenziertere Körpersprache zugedacht. Doch mit Fortschreiten der Handlung erliegt der Betrachter dem Zauber des Puppenspiels, bewundert zunächst die kunstvoll gearbeiteten Figuren mit ihren ausdrucksvollen Physiognomien, weidet sich an der märchenhaften Pracht der Kostüme und der Szenerien, ist fasziniert von den zahlreichen offenen Verwandlungen, lässt sich mitreißen von den vielen Aufzügen und Massenszenen.

Wolfgang Katschner sorgt im Graben mit der Lautten Compagney für das nötige ...

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Opernwelt August 2015
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 24
von Ekkehard pluta

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