Love’s Old Sweet Song
Schon der Anfang: die reine Musik. Musik als Theater, Theatermusik. Dazu ein Schauspiel von erhabener Größe, unvergleichlich grandios übersetzt von Hans Wollschläger, man lässt sich diese Sätze immer wieder gerne auf der Zunge zergehen: «Stattlich und feist erschien Buck Mulligan am Treppenaustritt, ein Seifenbecken in Händen, auf dem gekreuzt ein Spiegel und ein Rasiermesser lagen. Ein gelber Schlafrock mit offenem Gürtel bauschte sich leicht hinter ihm in der milden Morgenluft. Er hielt das Becken in die Höhe und intonierte: – Introibo ad altare Dei.
»
Das sitzt. Das klingt. Das federt. Und hat einen Hauptdarsteller, der vieles ist: Komödiant, Tragöde, Pantomime, ausgestattet mit der hohen (und seltenen) Gabe, alles und jeden imitieren, durch den Kakao ziehen zu können, kurzum: ein raconteur vor dem Herrn, zudem ein Verwandlungskünstler von hohen Gnaden, der es sich nicht nehmen lässt, die christliche Transsubstantiation zu parodieren, das Mysterium der Messe, die Verwandlung des Brotes in den Leib Christi. Das alles zelebriert Buck Mulligan, jener derb-kluge, zynische Studiosus der Medizin, mit jenem lustvoll gespielten Ernst, der uns glauben macht, wir befänden uns in einem ...
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Opernwelt Jahrbuch 2022
Rubrik: James Joyce Ulysses, Seite 112
von Jan Verheyen
Ich muss gestehen, die Oper «Frédégonde» war mir bis vor Kurzem nicht bekannt. Dass ich damit nicht allein bin, davon zeugen noch jüngste Veröffentlichungen zur Geschichte der französischen Oper im späten 19. Jahrhundert, in denen das Werk nicht auftaucht. «Frédégonde» erscheint auf den ersten Blick fremd im Sinne von unbekannt – und merkwürdig. Denn merkwürdig, ja...
Es ist nur ein Gedankenspiel. Aber eines, mit dem schon Immanuel Kant liebäugelte, als er die These aufstellte, dass wir die Welt, wie sie an sich ist, im Grunde gar nicht erkennen können, und dass jedes Erkannte, unabhängig davon, was wir erkennen, immer auch irgendwie von Menschen gemacht sei. Kants Theorem animierte weit mehr als 200 Jahre später den Philosophen...
Herr Wirth, Sie sind nicht nur als Komponist, sondern auch als Pianist ein erfahrener Praktiker der Neuen Musik. «Girl with a Pearl Earring» ist Ihre erste Oper. Wie kam es dazu?
Ich wollte schon immer eine Oper schreiben. Schon als Kind habe ich obsessiv Werke wie «Salome», «Elektra» und «Jenůfa» gehört.. Der wesentliche Impuls kam dann von außen. Daraufhin habe...