Lebendige Mumie
In Gotha steht, eingebaut in den Westturm von Schloss Friedenstein, das älteste Barocktheater der Welt, dessen originale Bühnenmaschinerie nach aufwändigen Restaurierungsarbeiten wieder weitgehend funktionsfähig ist. Zwar sind die technischen Voraussetzungen für Versenkungen und Flugmaschinen noch nicht geschaffen, aber die Hauptattraktion, die Verwandlung der Szene bei offenem Vorhang, läuft perfekt und wird ausgiebig genutzt. Auf das Zeichen einer Handglocke setzt sich quietschend das Bühnenbild in Bewegung. Zehn Bühnenarbeiter rackern sich dafür an hölzernen Rädern ab.
Jede Verwandlung wird vom Publikum mit Szenenapplaus quittiert. Fast hat man den Eindruck, das jeweils gespielte Stück sei nur ein Vorwand, die alte Maschinerie zu demonstrieren. Und ohne Zweifel besuchen viele Touristen das Theater, um das zu erleben.
Kein Grund für die Veranstalter des jährlich stattfindenden Festivals (das wie das Theater selbst nach dem Schauspieler und Theaterleiter Conrad Ekhof benannt ist), auf einen originellen Spielplan zu verzichten. Mit Carl Heinrich Grauns «Pharao Tubaetes» sind sie auf ein Werk gestoßen, von dem selbst Kenner des barocken Opernschaffens noch nie etwas gehört haben ...
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Opernwelt August 2011
Rubrik: Panorama, Seite 38
von Ekkehard Pluta
Frau Erdmann, beginnen wir apodiktisch. Es wird behauptet, Künstler seien abgehobene Wesen. Womöglich ein falsches Bild. Aber es ist in der Welt. Wer transportiert dieses Bild?
Na ja, wer transportiert das? Das sind schon die Medien.
Wer gibt den Medien die Informationen, ohne die sich ein solches Image kaum fügen lässt?
Vielleicht wollen die Menschen genau das im...
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