Lauter Paraderollen
Die früh verstorbene amerikanische Mezzosopranistin Jean Madeira (1918-1972) war in ihrer Generation eine zentrale Protagonistin in Bizets «Carmen», die sie nach ihrem Rollendebüt an der Met (1956) über zweihundertmal in aller Welt gesungen hat. Dass ihr Nachruhm aber nicht mit dieser Rolle, sondern eher mit der Klytämnestra in der Strauss-Oper in Verbindung gebracht wird, liegt an der diskografischen Situation. Die einzige unter Studiobedingungen entstandene Aufnahme, die sie in der Rolle der Carmen dokumentiert, kommt erst jetzt bei Preiser als CD auf den deutschen Markt.
Es handelt sich um eine Produktion des Festivals von Aix-en-Provence von 1957. Madeiras Carmen, so kann man hier hören, war eine Raubkatze von besonderer Rasse. Keine bürgerliche Femme fatale, sondern ein Naturwesen. Da klingt kein Ton aufgesetzt, wird nicht mit billigen Mitteln Erotik beschworen. Der dunkle Mezzosopran ist eher charaktervoll als sinnlich. Nicola Filacuridi, ein feiner lyrischer Tenor, der bei den dramatischen Ausbrüchen an Grenzen stößt, schlägt sich an Madeiras Seite tapfer. Pierre Dervaux dirigiert das Werk mit weniger Delikatesse als Cluytens und Beecham, aber durchaus feurig und ...
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