Last but not least

Weill aus dem Fundus: zwei Wiederveröffentlichungen zum Brecht-Jahr

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Noch bis in den Oktober hinein schmückten Brecht-Aphorismen das Foyer des Berliner Admiralspalastes – im königsblauen Layout der Deutschen Bank, die dort Brandauer-Campinos «Dreigroschenoper» sponsorte. Man mag da an Karl Kraus’ Ausspruch denken, dass ein Dichter vor nichts größere Angst haben müsse als davor, dass seine Stücke zu Klassikern erhoben würden. Doch ist es dermaßen zwangsläufig, dass ein Brecht als Klassiker in Hände gespielt wird, in die er nun wirklich nicht gehört? Für Brecht auf der reinen Klangbühne gilt das jedenfalls nicht.

Erst die Sicht auf die «Drei­groschen­oper» als literarischen und musikalischen Klassiker ermöglichte die Stilsicherheit, mit welcher Bandleader James Last und Regisseur Harald Vock 1968 darangingen, das Werk in den Studios der Polydor in bes­ter Manier des westdeutschen Nachkriegshörspiels als «Kino im Kopf» zu inszenieren. Diese ­erste wirkliche Gesamtaufnahme – in den dreißiger und fünfziger Jahren gab es nur musikalische Potpourris – entstand zum einen abseits vom real existierenden Sozialismus, der mit dem Werk aktive ideologische Arbeit betrieb, zum anderen aber auch erstmals mit historischem und ästhetischem Abstand zu den ...

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Opernwelt Dezember 2006
Rubrik: CDs, Seite 59
von Matthias Nöther

Vergriffen
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