Langeweile in Elysium
Ein historischer Moment: Mit der Premiere der «Gezeichneten» in Los Angeles kam erstmals in der Neuen Welt eine Oper von Franz Schreker zur Aufführung. Und auch die zweite amerikanische Schreker-Premiere steht bereits bevor: Im Rahmen des Bard SummerScape Festivals vor den Toren New Yorks ist für den 30. Juli seine frühe Oper «Der ferne Klang» angesagt.
«Die Gezeichneten» bilden den neuesten Beitrag der Serie «Recovered Voices», die James Conlon, der Musikalische Leiter der Los Angeles Opera, konzipierte, um seinem Publikum Komponisten zu präsentieren, die während des Dritten Reichs unterdrückt oder mit Aufführungsverbot belegt worden waren. Conlon betrachtet sein Projekt als moralische Verpflichtung, und dies wohl kaum zu Unrecht. Ob die Zeit jetzt reif ist für «Die Gezeichneten», eine Oper, die einst ein rasanter Erfolg war und zwischen 1918 und 1930 Aufführungen auf 22 verschiedenen europäischen Bühnen erlebte, ist eine andere Frage.
Conlon lag, was etwaige Kürzungen anging, im offenen Clinch mit Regisseur Ian Judge: Entgegen der (stichhaltigen?) Einschätzung von Judge bestand Conlon darauf, das Werk in voller Länge zu geben, was für einen sehr ausgedehnten Opernabend sorgte. ...
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