L'inquiétude au monde

La Monnaie bringt in Brüssel Pascal Dusapins jüngste Oper heraus: «Penthesilea»

Opernwelt - Logo

Ja, so kann es wohl klingen, das «Unbehagen über den Zustand unserer Welt». Pascal Dusapin spricht davon im Zusammenhang mit seiner neuen Oper «Penthesilea», in der er quasi zu sich selbst gekommen sei, wie er der Journalistenrunde mit leisem Lachen sagt: Auch die früheren Opern seien Versuche gewesen, eine «Penthesilea» zu schreiben, aber erst jetzt sei tatsächlich eine «Penthesilea» dabei herausgekommen. Es habe schon niemand mehr daran geglaubt.

Postmoderner Pessimismus herrscht in diesem Stück.

Es ist nichts geblieben von der blitzenden Herrlichkeit, der wilden Pracht, mit der in Heinrich von Kleists Versdrama die Königin der Amazonen und der Pelidensohn Achilles im Kampf aufeinandertreffen. Die freudige Vorbereitung des Rosenfests, der Liebesnacht, in der die Amazonen sich rituell mit ihren Gefangenen vereinen, um die Zukunft ihres Stammes zu sichern und dann die Männer freizulassen: Sie fehlt in Beate Haeckls elliptischer Textfassung. Die Berichte von Gefolgsleuten, die vom Edelmut und der Gefühlsfülle der Antipoden zeugen, sind auf ein Minimum zusammengestrichen. Was bleibt? Die totale Sinnlosigkeit eines Krieges, bei dem es um nichts Größeres mehr geht als um die ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Mai 2015
Rubrik: Im Focus, Seite 18
von Wiebke Roloff

Weitere Beiträge
Ortsfremd

Wenn nur das Glied nicht wäre, das da mit bacchantischer Heiterkeit über einer Feuertonne gegrillt wird. Überhaupt Hippolyts Kastration, die Artemis im Zuge der «Gliederrenke» an ihm vornimmt, die umgeschnallten Silikonbrüste. Das gehört zu diesen Dingen, die «keiner sehen will». Eine Henze-Oper, das ist eigentlich schon schwer genug. In der dritten Vorstellung von...

Händel, Telemann und der Maddin

Nichts gegen Kontinuität! Als Cathérine Miville vor 13 Jahren von dem nach Erfurt wechselnden Guy Montavon die Gießener Intendantenstaffel übernahm, wurde das kleine Haus in Mittelhessen kaum einmal überregional wahrgenommen. Das hat sich allmählich, aber auffällig und in der Summe heftig geändert. Nun gibt es, vor allem in der Oper, eine Fülle von Produktionen,...

Seufzer im WC

Eine Teufelin? Eine skrupellose Giftmischerin? Auch das ist Lucrezia Borgia. Doch vor allem ist sie unglücklich. Verheiratet mit einem brutalen Machtmenschen und Mutter eines verheimlichten unehelichen Sohns, dessen Liebe sie sucht, obwohl sie ihm die Wahrheit nicht sagen kann. Am Theater St. Gallen hat der Regisseur Tobias Kratzer Donizettis Stück auf die Bühne...