Kühle Wende
Für Kent Nagano, den Japaner aus Kalifornien, bedeutet die Hochschätzung der kulturellen Tradition Münchens, des Musik- und Opernerbes, kein wohlfeiles Kompliment an den neuen Wirkungsort, sondern eine künstlerische Notwendigkeit, zu der er sich jüngst euphorisch bekannte.
Und dennoch hat Nagano für seine Einstandspremiere an der Bayerischen Staatsoper, was die Stückewahl betrifft, einen von gediegener Traditionspflege klar abweichenden Akzent gesetzt – mit zwei Einaktern der zeitgenössischen wie der historischen Moderne, mit Wolfgang Rihms «Das Gehege» und Richard Strauss’ «Salome», einer bestellten Uraufführung und einem Schlüsselwerk des frühen 20. Jahrhunderts. Der Dirigent mit der Neigung zur reibungsvollen Programmkonzeption wurde dafür vom Münchner Premierenpublikum gefeiert.
Eindeutiger hätte die Sympathie für den neuen Generalmusikdirektor kaum ausfallen können – man schätzt seine Wesensart aus musikalischem Intellekt und Fantasie, aus Offenheit, kultureller Vielseitigkeit und persönlichem Charme. Nagano wird zunächst mit einem Dreiergremium die Geschicke des Münchner Opernhauses leiten, nachdem die schon vollzogene Berufung Christoph Albrechts zum Intendanten des ...
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