Kühle Wende

Wolfgang Schreiber über Kent Naganos erste Premiere als GMD der Bayerischen Staatsoper, die «Salome» mit einer Uraufführung von Wolfgang Rihm kombiniert

Opernwelt - Logo

Für Kent Nagano, den Japaner aus Kalifornien, bedeutet die Hochschätzung der kulturellen Tradition Münchens, des Musik- und Opernerbes, kein wohlfeiles Kompliment an den neuen Wirkungsort, sondern eine künstlerische Notwendigkeit, zu der er sich jüngst euphorisch bekannte.

Und dennoch hat Nagano für seine Einstands­premiere an der Bayerischen Staatsoper, was die Stückewahl betrifft, einen von gediegener Traditionspflege klar abweichenden Akzent gesetzt – mit zwei Ein­aktern der zeitgenössischen wie der his­torischen Moderne, mit Wolfgang Rihms «Das Gehege» und Richard Strauss’ «Salome», einer bestellten Uraufführung und einem Schlüsselwerk des frühen 20. Jahrhunderts. Der Dirigent mit der Neigung zur reibungsvollen Programmkonzep­tion wurde da­für vom Münchner Premierenpublikum gefeiert.
Eindeutiger hätte die Sympathie für den neuen Generalmusik­direktor kaum ausfallen können – man schätzt seine Wesensart aus musikalischem Intellekt und Fantasie, aus Offenheit, kultureller Vielseitigkeit und persön­lichem Charme. Nagano wird zunächst mit ­einem Dreiergremium die Geschicke des Münch­ner Opernhauses leiten, nachdem die schon vollzogene Berufung Christoph Albrechts zum Intendanten des ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Dezember 2006
Rubrik: Im Focus, Seite 8
von Wolfgang Schreiber

Vergriffen
Weitere Beiträge
Es werde Licht

Die Verbindung computergesteuerter Sounds mit Lichteffekten ist in der kommerzialisierten Technoszene gang und gäbe. Die klassische Konzertsituation, selbst der neuesten Musik, hält sich von solch grenzüberschreitender Wahrnehmung fern. Nicht körperbefreiende Ek­stase oder gar Trance, sondern rationale Versenkung ins Kunstwerk ist ihr Ziel. Der österreichische...

Die goldene Mitte

Eines haben viele Ausgrabungen fernab des Repertoires gemeinsam: Bei aller Freude über bislang selten gehörte Werke ist man schnell mit der Begründung bei der Hand, warum sich diese oder jene Oper doch nicht auf den Spielplänen gehalten hat. Auch bei den zahlreichen Werken, die Saverio Mercadante (1795-1870) vertonte, urteilt man schnell: Nicht nur zeitlich lag er...

Opernelixier

Die Idee ist bestechend, ihre Ausführung bewundernswert. Wie wäre es, überlegte vor gut zehn Jahren der britische Musiktheater-Aficionado Mike Gibb, wenn Informationen über das Operngeschehen auf der ganzen Welt zuverlässig, umfassend, schnell und möglichst gratis im Internet zur Verfügung gestellt werden könnten? Gedacht, getan: 1996 startete Gibb den bis dato...