Krachende Gaudi
Der Titel einer vor drei Jahren im Verlag Königshausen & Neumann erschienenen Essaysammlung über die «große, komische Oper» des Magdeburger Kapellmeisters trifft die Sache auf den Punkt: «Das ungeliebte Frühwerk».
Gewiss, von Zeit zu Zeit tauchte das durch Wilhelm Heinses libertäres «Ardinghello»-Utopia und Shakespeares «Maß für Maß» inspirierte «Liebesverbot» in den Spielplänen auf, seit Wolfgang Sawallisch und Jean-Pierre Ponnelle es 1983 in München sowie Niksa Bareza und Christian Pöppelreiter zeitgleich in Graz wieder auf die Bühne gebracht hatten – etwa in Meiningen, beim Glimmerglass Festival in Copperstown, in Bayreuth und Leipzig. Doch eine Herzensangelegenheit ist das Stück unter Intendanten, Musikdirektoren und Regisseuren bis heute nicht geworden. Und daran wird wohl auch die – nach einer Aufführungsserie in Madrid ans Colón in Buenos Aires weitergereichte – Produktion des Teatro Real nichts ändern.
Das hat nicht zuletzt mit den Anforderungen zu tun, die der junge Wagner der Sopran-Hauptfigur und dem führenden Tenor zumutet: Die fromme Isabella muss ständig in die Stratosphäre hinauf, soll obendrein Brünnhilden-Wucht mit Belcanto-Wendigkeit verbinden; vom aufmüpfigen ...
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