Kosmos der Kontingenz

Schmal und schlau: der Vortragsband «Wie viel Mozart braucht der Mensch?»

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Johann Wolfgang von Goethe war nicht nur ein von Gott gesandter Dichter, er bekundete seine Souveränität auch im Umgang mit anderen Künsten, zumal der Musik. Beleg ist eine Sentenz, die sich in Goethes Gesprächen mit Eckermann unter dem Datum 11. März 1828 findet: «Denn was ist Genie anders, als jene produktive Kraft, wodurch Taten entstehen, die vor Gott und der Natur sich zeigen können, und die eben deswegen Folge und von Dauer sind.

Alle Werke Mozarts sind dieser Art; es liegt in ihnen eine zeugende Kraft, es liegt in ihnen eine zeugende Kraft, die von Geschlecht zu Geschlecht fortwirkt und sobald nicht erschöpft und verzehrt sein dürfte.» 

Ein prophetischer Satz. Der im Grunde die titelgebende Frage des von Stephan Mösch herausgegebenen Bandes «Wie viel Mozart braucht der Mensch?» bereits beantwortet: Nie eigentlich kann es um uns herum genug von seinen Schöpfungen geben. Warum? Weil sie, wie Hegel in seinen «Vorlesungen über die Ästhetik» bemerkte, das wahrhaft Idealische in sich tragen und – dies ein Bonmot Adornos – zur Darstellung und Vergegenwärtigung einer neuen, utopischen Gemeinschaftlichkeit werden, welche die Sinne einschließt, zugleich aber diese Sinne während des ...

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Opernwelt 7 2022
Rubrik: Magazin, Seite 75
von Jürgen Otten

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