Kojoten im Park

«Sweet Land»: Ein Musiktheater über die Kolonisierung der Ureinwohner Nordamerikas ist der jüngste Coup des kalifornischen Künstlerkollektivs The Industry

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Für ungewöhnliche Projekte war The Industry schon immer gut. Mit «Sweet Land» ist der freien Operntruppe in Los Angeles nun der nächste große Wurf gelungen – eine faszinierende Performance über die Kolonisierung der Ureinwohner Nordamerikas. Als Bühne diente die Natur: der in Sichtweite des Zentrums gelegene State Historic Park. Während die «Handlung» unter freiem Himmel und in provisorischen Holztheatern ihren Lauf nahm, schienen die Gespenster der blutigen Vergangenheit zum Greifen nahe.

Was auch daran liegt, dass «Sweet Land» ein Gemeinschaftswerk der besonderen Art ist: Drei der sechs Autoren stammen selbst von Native Americans ab, die anderen drei sind Nachfahren jener Immigranten, die den Kontinent einst in Besitz nahmen. Für die Musik zeichnen Raven Chacon und Du Yun verantwortlich, das Libretto schrieben Aja Couchois Duncan und Douglas Kearney, die szenische Realisierung besorgten Channupa Hanska Luger und Yuval Sharon, Gründer und Künstlerischer Leiter von The Industry.

Etwa 200 Zuschauer haben sich versammelt, um die erste Begegnung zwischen Einheimischen und Fremden, Gastgebern und Ankömmlingen zu verfolgen. Dann trennen sich die Wege, auch für das Publikum. Die eine ...

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Opernwelt Mai 2020
Rubrik: Magazin, Seite 59
von Heidi Waleson

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