Klangbildtheater
Energie, die mit Farbe nach dem Leben greift: Der Bühnenraum ist voller Scheiben, aufgehängt wie vertikale Perlenketten in geometrischem Raster. Ihr Kolorit changiert, passt sich Ebbe und Flut der Musik an. Links ein wirrer, struwwelbärtiger Mann, die Beine in enormen Klötzen. Ein wenig erinnert er uns an Fafner. Oder an Rübezahl. Er scheint in Gedanken versponnen, als wolle er Erinnerungen herrufen oder schlechte Träume verscheuchen. Man ahnt: Es ist Golaud. «Ich komme nicht mehr aus diesem Wald heraus», singt er. Dieser Wald freilich ist nicht Außenwelt, sondern surreale Fantasie.
So beginnt Achim Freyers malerisch märchenhafte Exegese von Debussys «Pelléas et Mélisande» in Linz.
Bald fällt das Licht auf Mélisande, zunächst ein Torso, halb aus einer Zisterne lugend, später an Seilen aus dem Schnürboden hochgezogen wie eine Marionette. Wieder, wenn auch auf andere Art als in seiner Inszenierung von Sciarrinos «Luci mie traditrici» vor einem Jahr bei den Wiener Festwochen, vermeidet Freyer jede physische Interaktion zwischen den Figuren. Beinahe alle (außer Golaud, in seinen Klötzen erdenschwer plump, und dem mit einem Hydrozephalus versehenen Yniold links vorne an der Rampe) ...
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Opernwelt Mai 2016
Rubrik: Im Focus, Seite 14
von Gerhard Persché
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Kirsten Harms hatte die vier...
