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Nürnberg | Wagner: Die Meistersinger von Nürnberg

Die Deutschen machen sich’s bekanntlich nicht leicht mit ihrer Festoper schlechthin, mit Wagners «Die Meistersinger von Nürnberg». Erst recht in Nürnberg. Drum tat Intendant Peter Theiler gut daran, die Neuinszenierung des heiter-tiefsinnigen, aber durch nationalsozialistische Vereinnahmung kontaminierten Werks David Mouchtar-Samorai anzuvertrauen.

Der in Bagdad geborene Israeli hat die Oper, mit der ab 1935 die Reichsparteitage eröffnet und bis 1944 die Kriegsfestspiele in Bayreuth durchgeführt wurden, so inszeniert, dass der braune und antisemitische Kontext keine Rolle spielt, ohne dass er unter den Teppich gekehrt würde. Im Gegenteil: Indem unaufdringlich, aber bestimmt die gegebenen biblischen Bezüge akzentuiert werden, könnte der erste Akt glatt in Jerusalem spielen. Was natürlich nicht wörtlich zu nehmen ist. Denn der Ansatz des Regisseurs und seiner Ausstatter (Bühne: Heinz Hauser, Kostüme: Urte Eicker) zielt auf den abstrahierenden Blick von außen, auf eine zeitlose und doch heutige Distanz, die gekonnt historische Anklänge in sich trägt. Nürnberg wird verjüngt und globalisiert. Die wie von Roy Lichtenstein in Pop-Art-Optik und Rasterbildtechnik gebaute Stadt könnte wer ...

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Opernwelt Dezember 2011
Rubrik: Panorama, Seite 48
von Monika Beer

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