«Der Vogelhändler». Foto: Jerzy Bin

In weiter Ferne, so nah

An der frischen Luft im Burgenland: Philippe Arlaud bläst in St. Margarethen Verdis «Rigoletto» auf, Axel Köhler macht in Mörbisch mit Zellers «Vogelhändler» große Show

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Nur zehn Kilometer trennen die Festivals Mörbisch und St. Margarethen voneinander. Und doch liegen Welten zwischen ihnen. Nicht, weil die 6000-Plätze-Tribüne von Mörbisch direkt am Ufer des Neusiedler Sees liegt, während in St. Margarethen ein seit Römerzeiten genutzter Steinbruch die spektakuläre Kulisse für bis zu 4670 Zuschauer pro Abend bildet, sondern weil hier im Burgenland, südöstlich von Wien, zwei unterschiedliche Genres geboten werden. Zum einen Operette, zum anderen Oper.

Durch die räumliche Nähe und die parallel getakteten Spielzeiten im Sommer drängt sich der direkte Vergleich einer Freilufttauglichkeit der beiden Spielarten des Musiktheaters auf – und er fällt 2017 zugunsten der Leichten Muse aus.

Philippe Arlaud ist eigentlich eine gute Wahl für «Rigoletto» in St. Margarethen. Weil der in Personalunion als Bühnenbildner, Regisseur und Lichtdesigner auftretende Franzose keine Angst vor der großen Geste hat. Er möbliert den Steinbruch mit riesenhaften geometrischen Objekten, bewegt die Massen zwischen Türmen, Treppen und Kuben choreografisch ansprechend, lässt suggestiv-surreale Projektionen über die Felswände gleiten, die durchaus als Emotionsverstärker dessen ...

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Opernwelt September/Oktober 2017
Rubrik: Im Focus, Seite 46
von Frederik Hanssen

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