«Ich bin eine idealistische Realistin»
Es ist Juli in Wien, das Thermometer erreicht Rekordhöhen. Auf dem Weg zu unserem Treffpunkt, dem Café Landtmann gegenüber dem Burgtheater, suche ich den Schatten, so gut es geht, und denke an Albert Camus: «Die Hitze legte sich mit ihrem ganzen Gewicht auf mich und stemmte sich mir entgegen. Und jedes mal, wenn ich ihren heißen Atem auf dem Gesicht fühlte, biss ich die Zähne aufeinander, ballte die Fäuste in den Hosentaschen und spannte mich, um über die Sonne und den dunklen Rausch, den sie über mich ergoss, zu triumphieren.
» Dann kommt Krassimira Stoyanova, von den Temperaturen offenbar unbeeindruckt, leicht und entspannt, völlig unprätentiös, ohne jede Spur von geballten Fäusten. Diese Selbstverständlichkeit scheint typisch für diese Sängerin: So singt sie auch, selbst in mit Auftritten voll gepackten Wochen. Was hier wie Schwärmerei klingen mag, ist eine pragmatische Feststellung: Ich habe die Stoyanova noch nie angestrengt, müde klingend erlebt, sondern stets technisch souverän, mühelos auf der Luft phrasierend.
Auf ihre Technik angesprochen hält sich die Bulgarin bedeckt. Man gewinnt den Eindruck, dass sie so privat wie möglich bleiben möchte, nicht aus Marotte, sondern aus ...
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