Hoher Einsatz
Unbekannte Opern vertragen keine halben Sachen. Nur eine in jedem Detail überzeugende Produktion kann verhindern, dass sie erneut als «zu Recht vergessen» archiviert werden. Florian Ziemen, seit einem halben Jahr GMD in Hildesheim, ging aufs Ganze. Er wählte «Adelia», ein Stück aus Donizettis letzten Lebensjahren – im Bewusstsein, dass dieses selbst einer «Lucia di Lammermoor» musikalisch «in nichts nachsteht».
So tut er alles, um der Partitur aus dem Jahre 1841 Leben einzuhauchen: mit einem hervorragend einstudierten Orchester, einem nicht minder souveränen Chor und einer überragenden Sängerin in der Titelrolle. Kim-Lillian Strebel weiß in der von Giuseppina Strepponi, der späteren Lebensgefährtin Verdis, kreierten Partie atemberaubende Koloraturen ebenso zwingend zu gestalten wie verhaltene Innigkeit.
Auch wenn (warum eigentlich?) niemand von Donizettis «Spätstil» spricht, haben seine Spätwerke ihre eigene Klasse – nicht nur «Maria di Rohan» und «Dom Sébastien» (beide 1843). Auch in «Adelia», einer Geschichte aus den Zeiten Karls des Kühnen um den «Fehltritt» einer Tochter aus hohem Hause, reiht sich eine melodische Perle an die andere. Nicht zuletzt ist das Liebesduett im ...
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Opernwelt Mai 2018
Rubrik: Panorama, Seite 55
von Anselm Gerhard
Wiedereröffnung
Das Warten hat ein Ende. Nach rund sechsjähriger Sanierung ist das Markgräfliche Opernhaus Bayreuth wieder spielbereit. Das erste Stück: Hasses «Artaserse». Ein Bericht
Marianne Crebassa
Nach ihrem Salzburg-Debüt in der Titelpartie von Dalbavies «Charlotte Salomon» erregte die französische Mezzosopranistin dort 2017 als Sesto in Mozarts «Tito»...
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