«Herzschlag des deutschen Volkes»
Dieses Buch kann ich nicht genug rühmen; es enthält die holdseligsten Blüthen des deutschen Geistes und wer das deutsche Volk von seiner liebenswürdigen Seite kennen lernen will, der lese diese Volkslieder. […] Auf dem Titelblatte jenes Buches ist ein Knabe, der das Horn bläst; und wenn ein Deutscher in der Fremde dieses Bild lange betrachtet, glaubt er die wohlbekanntesten Töne zu vernehmen.» Selten genug, dass Heinrich Heine solch hymnische Worte wählte.
Doch in seiner «Romantischen Schule» macht er 1834 keinen Hehl daraus, dass «Des Knaben Wunderhorn» eines seiner liebsten Bücher war.
Eine Sammlung Volkslieder, ausgerechnet. Niemand hatte sich für dieses Genre wirklich interessiert, und selbst Johann Gottfried Herders «Stimmen der Völker» von 1778/79 standen in vergleichsweise schlechtem Ruf. Die Spätaufklärer hoben kunstrichterlich warnend den Finger und meinten, die diesen Liedern einverleibte Ethik sei simpel und unzeitgemäß. Als Pöbellieder wurden sie gebrandmarkt und akribisch auf Spuren von Aberglauben hinterfragt.
So gesehen war ein Projekt wie «Des Knaben Wunderhorn» ein Wagnis. Im Juni 1801 hatten sie sich kennen gelernt, der märkische Adelige Achim von Arnim und der ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Ein starkes Stück. Auch wenn man es mit traditionellen Mitteln auf die Bühne bringt. Wie jetzt in Lübeck, wo Regisseur Marc Adam dem Werk keinerlei Gewalt antat, sondern – konzentriert auf die Darsteller und ihre Körpersprache – Bergs «Wozzeck» als Tragödie der Beziehungslosigkeit unter den Menschen entwickelte. Der fast requisitenfreie, leere Raum als Ort, wo die...
Russisch-orientalisches Märchenspiel oder politische Farce? Rimsky-Korsakows «Goldener Hahn» bietet die beiden Schichten fast deckungsgleich, und so stellt sich für jeden Regisseur die Frage, ob das eine, ob das andere auf der Agenda steht. Die Versuchung des Politischen ist meist größer als die des Märchens. So auch in Kassel, wo Andrea Schwalbach die Oper ins...
Die jüngste Produktion des Badischen Staatstheaters hat wieder einmal erwiesen, dass die künstlerisch Verantwortlichen bei der Spielplangestaltung meist viel zu vorsichtig und bequem vorgehen. So etwa bei Tschaikowsky, dessen musiktheatralisches Œuvre sich mit «Onegin» und «Pique Dame» noch lange nicht erschöpft. Vor wenigen Jahren hatte seine «Zauberin», ein bis...