Heiter bis wunderlich
Rimini Protokoll inszeniert eine Oper? Die Kombination erscheint auf den ersten Blick kaum denkbar. Denn das mit Preisen überhäufte, in seinem Bereich stilprägende Performance-Kollektiv steht für besondere Formen des Dokumentartheaters. Rimini Protokoll bringt «Experten des Alltags» auf die Bühne, die ihre Geschichten erzählen, entwirft Audiowalks und Parcours, in denen die Besucher zu Mitwirkenden werden. Vieles davon steckt nun auch in der Aufführung von John Cages «Europeras 1 & 2» in Wuppertal, wobei Rimini-Regisseur Daniel Wetzel vor den Titel noch das Wort «Play» setzt.
Ein wichtiger und stimmiger Zusatz.
Denn die Grundidee des Stücks hat bisher nie so richtig funktioniert. Mitte der 1980er-Jahre beauftragte die Oper Frankfurt Cage, eine «Negation der Oper als solche» zu schreiben. Der Komponist komponierte keine Note, sondern stellte aus 200 Opern von der Barock-Ära bis zu Alban Berg ein Kompendium zusammen, das per Zufallsprinzip immer neu angeordnet werden sollte. Die Arien zersplitterte Cage in ihre einzelnen Elemente – Melodie, Orchesterbegleitung, Gesten und Gefühle der Sänger, Bühne, Kostüm, Lichtstimmung. All das wird durcheinandergewürfelt und ohne Sinnzusammenhang ...
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Opernwelt März 2019
Rubrik: Panorama, Seite 48
von Stefan Keim
Ein Montagmorgen um zehn Uhr. Vor dem Künstlereingang der Oper an Covent Garden herrscht geschäftiges Treiben. Der imposante Bau summt wie ein Bienenstock, hinter der Bühne herrscht nüchterne Funktionalität, alles wirkt ein bisschen abgewetzt. Nichts ist hier zu ahnen von der samtroten, goldverzierten Gediegenheit des Zuschauerraums und der Foyers, in denen das...
Am Ende ist alles nur noch musikalisches Zitat, Erinnerung. Und: totale Tristesse. Regungslos sitzt Mimì auf jenem Stuhl, der zuvor als Platz für Marcellos Aktmodelle diente, hockt da wie eine Statue. Die aber singt, und das wunderschön und zugleich höchst traurig. «Sono andati», das berühmte Schlusslamento, gerinnt in Nadja Mchantafs Diktion zu einem Bild...
60. Jahrgang, Nr 3
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