Haydn: L'incontro improvviso
Rezia, von Piraten geraubt und in ein Serail verkauft, widersteht dem Liebeswerben des Sultans von Kairo. Ali spürt die Geliebte auf. Die Entführung misslingt, doch der aufgeklärte Fürst stellt das Wohl der Untergebenen über seinen Egoismus. Kommt einem bekannt vor. Unter dem Titel «Die Enführung aus dem Serail» versucht die Musikakademie Rheinsberg das Publikum denn auch für Joseph Haydns Oper «L’incontro improvviso – Das unverhoffte Wiedersehen» aus dem Jahr 1775 zu interessieren.
Birgit Scherzer zeigt den jungen Haydn (Arve Stavran) als Theatermacher, der auf Karin Seitz’ geschickt mit zwei Hauswänden operierenden Bühne unterm türkischen Halbmond sein Traumtheater erstehen lässt.
Die Berliner Choreografin verleugnet ihre Herkunft vom Tanz nicht. Der einleitende (textunverständliche) Chor der Bettelderwische ist perfekt und einfallsreich durchgestaltet. Dass damit die katholische Geistlichkeit gemeint war, die den illiteraten Bauern mit Bußpredigten Angst und Schrecken einjagte, um ihnen anschließend mit Ablassbriefen und Devotionalien das Geld aus der Tasche zu ziehen, dass der «Sultan» die korrupten Bußprediger am Ende dieser Hochzeitsoper im Sinne der josephinischen ...
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Mit der «Gans von Kairo» («L’oca del Cairo») wollte Mozart 1783, kurz nach der «Entführung», Buffa-Terrain entern. Mit wenig Erfolg. Zu lange und zu stumm sitzen die Mädels, die von Don Pippo vor Liebesanwärtern versteckt werden, im dunklen Turm. Bis zur titelgebenden Gans (dem «Trojanischen Pferd» des Stücks) komponierte Mozart nicht mehr. Stattdessen präsentiert...