Handwerklich solide
Ist «Salome» ein aktuelles Stück? Hat uns Judäas lustmordende Prinzessin mehr zu sagen als ihre dekadenten Schwestern, die den Betrachter – eher als die Betrachterin – auf den Bildern von Klimt, Stuck und Moreau so sphinxhaft todbringend in ihren Bann schlagen? Zwickau scheint sich in eine feministische Umdeutung der antiken Legende flüchten zu wollen: Salome ermordet Herodes und Herodias. Oscar Wildes Drama endet dagegen mit der Hinrichtung Salomes, und dieser Version folgen auch die Opern von Richard Strauss (1905) und Antoine Mariott (1908).
Insofern könnte die kontrafaktische Fassung als ein Salome-Monolog gelten, der sich gut in Christine Brückners Buch «Wenn du doch geredet hättest, Desdemona» einfügen ließe. Tatsächlich jedoch ist der Inszenierungseinfall besser legitimiert. Es gibt ihn schon bei Jules Massenet; in dessen Oper «Hérodiade», vage auf Flauberts gleichnamiger Erzählung fußend, will Salome ihre Mutter erstechen, scheitert aber und wendet das Messer gegen sich selbst.
Wir haben es auch deswegen mit einer absolut diskutablen Lesart zu tun, weil die Handlungsumkehr von Małgorzata Pawłowska glaubwürdig verkörpert wird. Es entsteht ohnehin nie der Eindruck, dass sich ...
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Opernwelt April 2025
Rubrik: Panorama, Seite 46
von Volker Tarnow
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