Gute Freunde
Die Oper hält, was der Titel verspricht. «Lieder von Vertreibung und Nimmerwiederkehr». Damit beginnt die Münchner Musiktheaterbiennale, Bernhard Gander hat die Musik dafür geschrieben, Serhij Zhadan, geboren im gerade vom Krieg verwüsteten Luhansk, den Text. Natürlich entstand das Werk weit vor dem Beginn von Putins Irrsinn, aber was einem nun mit harschen, archaischen Klängen, mit peitschenden Rhythmen und krachender Wucht eingehämmert wird, wirkt wie ein unmittelbarer Kommentar zum Weltgeschehen – so aktuell politisch kann Musiktheater sein.
Ganders Werk wäre immer politisch, dazu braucht es keinen aktuellen Krieg. Es ist ein Requiem für alle, die ihre Heimat verlieren, vertrieben werden, nicht mehr zurückkönnen. Es braucht dafür drei Solisten, eine (überpathetische) Schauspielerin, einen kleinen Chor sowie die Handvoll Musiker vom Ensemble Modern, angeleitet von Elda Laro. Strukturell und thematisch ist diese Oper prädestiniert dafür, nachgespielt zu werden, vielleicht auch subtiler inszeniert als hier in der Münchner Muffathalle. Die diesjährige Ausgabe der Musiktheaterbiennale trägt den Titel «Good Friends», was naheliegenderweise die Kollaboration der Künstler meint, die ...
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Opernwelt 7 2022
Rubrik: Magazin, Seite 74
von Egbert Tpoll
Opernstudios sind die Kaderschmieden der großen Häuser. Hier sammeln die Gesangsabsolventen der Hochschulen Praxiserfahrung und erhalten neben der Bühne zusätzlich noch ein Coachingprogramm angeboten. Eine tolle Einstiegsmöglichkeit in den Beruf. Den Anfang der Abschlussproduktion des aktuellen Jahrgangs vom städteübergreifenden Opernstudio NRW macht jedoch...
Man liest es und staunt. «Angelica diabolica». Ist das nicht eigentlich ein Oxymoron, gewissermaßen eine contradictio in adiecto? Nicht nur, dass man sogleich Puccinis sehnende Schwester im Sinn hat, die von allem möglichen besessen sein mag (vor allem von der tatkräftigen Liebe), nicht aber vom Teufel: Schon das reine Wort hat doch eigentlich einen Engel im Sinn....
Am Anfang die Dunkelheit. Und ein Klang, der raunend durch den Saal kreist und von dem man zunächst nicht weiß, woher er stammt. Man spürt nur, dass damit eine Atmosphäre der unheilvollen Ahnung heraufbeschworen wird. Wer den Roman «De Bekeerlinge» (zu deutsch: «Die Fremde») von Stefan Hertmans gelesen hat, der Krystian Lada als Grundlage für sein Libretto diente,...