Gut durchgelüftet
Ach, die glückliche Schweiz. Hat die Opernhäuser später zugesperrt als Deutschland, nämlich im Dezember, und machte sie auch früher wieder auf, wenn auch mit radikal beschränkten Zuschauerzahlen. Aber noch wichtiger ist, was sie spielen: Im Mai konnte man in einer Produktion des Zürcher Opernhauses ein hochinteressantes Regiedebüt erleben. Und in St. Gallen ein noch viel zu wenig bekanntes Unikum, «Florencia en el Amazonas» von Daniel Catán.
Der mexikanische Komponist schrieb sein Bühnenwerk 1996 für die Oper in Houston, es dürfte die erste lateinamerikanische Auftragsarbeit für ein großes Haus in den USA gewesen sein. Diese steht vollkommen außerhalb des europäischen Fortschrittsdiskurses; die Musik ist an Puccini erinnernder Broadway-Cinemascope-Sound, zart gewürzt mit lateinamerikanischen Rhythmen. Sie klingt fabelhaft schön, ist sehr sanglich und imaginiert die Natur, also den Fluss, mit. Die Handlung spielt auf einen Dampfer, der auf dem Amazonas schippert. An Bord drei Frauen, die eine Liebe haben, suchen, verlieren, finden. Eine von ihnen ist die Operndiva Florencia Grimaldi, die vor 20 Jahren die Gegend verließ, Weltkarriere machte und nun für ein Konzert nach Manaus ...
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Opernwelt Juli 2021
Rubrik: Magazin, Seite 60
von Egbert Tholl
«Wien, Wien, nur du allein sollst stets die Stadt meiner Träume sein.» So jauchzend umschwurbelte einst Peter Alexander sein überirdisch fesches Paradies ewigen Frühlings- wie auch Liebesglücks – und der Himmel voller Geigen! Aber Wien wäre nicht Wien, hielte der obligate «Schmäh» im Song nicht auch die zynische Gegenwelt parat: «Vienna, Vienna, nur du allein,...
Der Witz ist alt, aber nach wie vor gut, und er geht so: Drei Herren sitzen droben auf der Himmelswiese lorbeerumkränzt beieinander und debattieren darüber, wer von ihnen zu Lebzeiten der größte Dirigent aller Zeiten gewesen sei. Als Erster führt Karl Böhm das Wort. Und erzählt den beiden anderen eine staunenswerte Geschichte: Gott höchstselbst sei ihm im Traum...
Das Bonmot, dass Tradition nicht die Verehrung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers sei, stammt keineswegs, wie oft behauptet, von Gustav Mahler, sondern aus der Wortschatzkammer des französischen Sozialdemokraten Jean Jaurès. Doch natürlich passt die Metapher auch gut nach Wien, wo noch vor nicht allzu ferner Zeit Besucher eine hochrangig besetzte...
