«Griselda» als Gesamtkunstwerk
Langes Drumherumreden nützt in diesem Fall nichts: Diese Einspielung von Vivaldis «Griselda» ist eine der brillantesten Opernaufnahmen seit langem. Eine Produktion, die den Hörer keine Sekunde lang entspannen lässt, die ihn vom Sessel aufscheucht und auf eine harte Stuhlkante zwingt; nur so wird er mitbekommen, was hier an musikalischer Dramatik, Spannung und Intelligenz geboten wird.
Das von Apostolo Zeno stammende Libretto erweist sich, rein stofflich, als eine etwas befremdliche Nummer.
Es erzählt die Geschichte der Königin Griselda, die von ihrem Volk wegen ihrer niederen Herkunft verachtet wird und dennoch durch Mut und Leidensfähigkeit am Ende Liebe und Treue gewinnt. Allerdings wird diese Handlung, basierend auf einer Erzählung aus Boccaccios «Decamerone» immer wieder durch Verwirrspiele – Prüfungen, Entführer und Entführte, Rückkehrer und Ausbrecher – dermaßen verkompliziert, dass der Überblick leicht verloren gehen kann. Vivaldi hatte die Schwächen dieser Textvorlage erkannt und Carlo Goldoni mit einer Überarbeitung beauftragt.
Für den Komponisten bedeutete «Griselda» eine Art Höhe- und Wendepunkt in einem. Nach mehr als zweiundzwanzigjähriger Verdammung öffnete sich ihm ...
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