Grimmig oder freundlich?
Karl Marx, eher bekannt als der ältere Mann mit Bart und grimmigem Blick, war unlängst als bohèmehafter, jugendlich-freundlicher Liebhaber ein Leinwandheld. Anlässlich seines 200. Geburtstags wird er demnächst denn auch in einer neuen Oper von Jonathan Dove figurieren. Grimmig oder freundlich? Man ist gespannt, wie sich «Das Kapital» oder wenigstens das «Kommunistische Manifest» in vertontem Zustand anhören werden.
Jenes hatte Sergei Eisenstein verfilmen, dieses Bertolt Brecht in Hexameter gießen wollen; Hanns Eisler interessierte sich ohnehin lebhaft für die Komposition solcherart heiliger Texte. Peter Ruzicka hingegen brachte das Kunststück fertig, eine «Celan»-Oper ohne Rekurs auf auch nur eine einzige Dichterzeile zu schreiben.
Ja, Opernsujets! Im Grunde ist ja mit der Handvoll uralter Mythen alles gesagt. Ödipus, Odysseus, Helena, Iphigenie und Konsorten, vielleicht noch Aeneas, Don Juan und Faust – vielfach variationsfähig und hinlänglich als ewiges Spielmaterial der conditio (oder commedia) humana. In allem anderen mithin nur Verkleidung, Neudrapierung des in Ursprungsdichtungen Gegebenen? Karl Marx, so gesehen: eine Mischung von Jupiter und Pluto? Oder halb ...
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Opernwelt Mai 2018
Rubrik: Magazin, Seite 85
von Hans-Klaus Jungheinrich
Die Tränen Sofias sind anders. Irgendwie weicher, samtiger. Dass sie aber so reichlich vom Himmel herabkullern, überrascht selbst Einheimische. Frühling sollte es sein, wenn Gäste aus aller Damen und Herren Länder in die bulgarische Kapitale kommen, aus Kanada und Österreich, Schweden und den USA, aus Litauen und Lettland, um sich im schmucken Opernhaus drei Tage...
JUBILARE
Am 17. Mai wäre sie 100 Jahre alt geworden. Klar, dass Birgit Nilsson, der Jahrhundertstimme aus dem hohen Norden, aus diesem Anlass vielfältig gehuldigt wird. Decca und Deutsche Grammophon bringen in einer Box (79 CDs, 2 DVDs) ihr klingendes Nilsson-Archiv auf den Markt; der Wiener Verlag für moderne Kunst verlegt eine monumentale Buch-Hommage; ein neuer...
Vielleicht lag’s an der Zueignung. Vielleicht hätten Hans Werner Henze und sein Librettist Ernst Schnabel ihr Oratorio volgare e militare nicht dem kurz zuvor ermordeten kubanischen Revolutionsführer Che Guevara widmen sollen. Vielleicht wäre es genug der politischen (An-)Rede gewesen, sie hätten sich, wie dies jüngst dem österreichischen Schriftsteller Franzobel...
