Grauschwarzweißkariert

Tschaikowsky: Eugen Onegin am Staatstheater Darmstadt

Opernwelt - Logo

Ein Mann, kein Schuss, kein Tod. So geht (sehr frei nach einem Buch des famosen und fußballbegeisterten Feuilletonisten Helmut Böttiger) Oper, wenn die Regie es will, auch in Tschaikowskys «Eugen Onegin». Also steht David Lees Lenskij, der seine letzten Worte vorher mit berührender Innigkeit gesungen hatte, einfach wieder auf, nachdem ihn Eugen Onegin (ein kultivierter Bariton: David Pichlmaier) im Duell aus dem Leben befördert hat, und rauft noch eine Runde mit dem darob nicht einmal verwirrten Titelhelden. Warum es geschieht? Das wird uns nicht erklärt.

Wie so manches, was an diesem seltsamen Abend im Staatstheater Darmstadt zu sehen ist. 

Glanz und Elend des Regietheaters liegen in den drei Stunden dicht beieinander. Es gibt fein ausgestaltete Szenen (Triquets Lied etwa, das Michael Pegher mit tenoralem Charme singt, oder Olgas quirlige Tischtanznummer, die zudem von Lena Sutor-Wernichs farbig-expressivem Mezzo lebt), aber es gibt eben auch viele Passagen, in denen man sich verwundert die Augen reibt. Das ist vor allem dort der Fall, wo Isabel Ostermann ihre Theorie von der Fremdheit der jungen Hauptfiguren szenisch zu untermauern sucht, dabei aber vergisst, dass eine ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Juni 2023
Rubrik: Panorama, Seite 43
von Jürgen Otten

Weitere Beiträge
Ein Meisterwerk

Keine Kulissen, keine Möbel und erst recht nicht der Versuch, dem antiken Drama eine wohlfeile Aktualität zu verleihen. Nur farblich changierende Neonröhren, die den Gemütszustand der Figuren, und Kostüme, die deren Herkunft und Charakter symbolisieren. Mehr braucht es nicht. Am Theater Erfurt vertraut man voll und ganz Glucks Musik und der ihr innewohnenden...

Zerbrochene Welt

Perm bereitet sich auf seine 300-Jahr-Feier vor. Die Stadt, einst von Peter dem Großen als Zentrum der Metallgewinnung gegründet und seit 1916 Sitz der ersten Universität im Ural, scheint sich nicht damit zufriedengeben zu wollen, keine Rolle mehr als Zentrum der zeitgenössischen Kunst und Kultur zu spielen (wie es die restriktive Politik vorsieht). Mit aller Macht...

Körpertheater

Für Johann Sebastian Bach war Kirchenmusik, wie die Predigt des sonntäglichen Gottesdienstes, Verkündigung – «der Glaube gesungen», wie er selbst auf einem seiner Kantaten-Autographe notierte. Schon im Konzertsaal mit dem Kult der ästhetischen Autonomie, erst recht aber auf der Opern-, gar der Tanzbühne scheinen seine beiden großen Passionen fehl am Platz. Und doch...