Gogl statt Gigl
Singt eben nicht der Gigl, sondern der Gogl, meinte Staatsoperndirektor Ioan Holender im Vorfeld dieser «Carmen»-Reprise, die als das große Medienereignis seiner letzten Spielzeit gehandelt wurde. Da empfiehlt sich ein kleiner Exkurs in die österreichische Mundart: Gigl und Gogl bedingen einander nicht wie Yin und Yang.
Vielmehr stehen sie fürs Entweder-Oder; der vor allem im Sport oft gebrauchte Spruch «Amal der Gigl, amal der Gogl» heißt soviel wie: Beim Skifahren siegt mal ein Österreicher, mal ein Schweizer, im deutsch-österreichischen Fußballvergleich gewinnen einmal die Deutschen, einmal ... naja. An letzterem Beispiel erkennt man, dass es sich keineswegs immer um echte Alternativen handelt. Wie auch bei dieser «Carmen» in Wien, als Haus-Mezzo Nadia Krasteva für die rekonvaleszente Elina Garanca einsprang.
Und es gab noch andere unechte Gogls bei dieser Neueinstudierung im Rahmen der 32 Jahre alten Inszenierung Franco Zeffirellis, die kein Spanien-Klischee vermeidet. Ursprünglich sollten sich darin die Diven Garanca und Anna Netrebko (Micaëla) mit Tenorissimo Rolando Villazón (Don José) sowie dem Neujahrskonzert-Triumphator von 2006 Mariss Jansons – bei einem seiner seltenen ...
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