Global gedacht, lokal geerdet
Im Foyer hängen Girlanden schimmernder Metallornamente von der Decke. Was sich da kokett in jedem Luftzug dreht, entpuppt sich auf den zweiten Blick als Mobile des Tragischen: Man entdeckt Pistolen, gefrorene Tränen, Schusswunden. Nick Caves Installation «Until», 2016 bei Koproduktionspartner Massachussets Museum of Contemporary Art herausgekommen, ist als Denkmal für Opfer rassistisch motivierter Polizeigewalt gedacht.
Die glänzenden Vorhänge bilden einen eindrucksvollen Kontrast zum harschen Stahl-, Beton- und Ziegelcharme der ehemaligen Bahnwartungshallen, die Sydney heute als Spielplatz für experimentelle Kunst dienen. Zum Portfolio der Carriageworks gehört seit 2014 auch die Sydney Chamber Opera. Die Kompanie hat sich Neuschöpfungen australischer Komponisten verschrieben, übernimmt aber auch die Aufgabe, dieselben im internationalen Kontext zu verankern – mit Werken von Leoš Janáček bis György Kurtág, von Benjamin Britten bis George Benjamin.
Im Rahmen des Sydney Festivals zeigte die SCO kurz nach der Jahreswende Kaija Saariahos «La Passion de Simone» (2006). Vom kalten Glitzern des Foyers findet sich im Saal keine Spur. Über der Bühne ist eine Schüttvorrichtung angebracht, ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt März 2019
Rubrik: Magazin, Seite 67
von Wiebke Roloff-Halsey
Die Handlung spielt in Paris, doch wäre sie nicht besser im flämischen Antwerpen, der Stadt der Juweliere und Diamantenveredler, verortet? Immerhin ist Paul Hindemiths «Cardillac», die Geschichte vom Goldschmied, der seine Produkte zwar verkauft, seine Kunden aber dann meuchlings ermordet, um sich die Kunstwerke zurückholen und allein an ihnen delektieren zu...
Die im Theater am Hamburger Gänsemarkt sowie an nord- und mitteldeutschen Fürstenhöfen gepflegte deutschsprachige Barockoper ist noch immer ein weitgehend unbekanntes Terrain. Nur vereinzelt haben Werke von Reinhard Keiser und Georg Philipp Telemann auf die moderne Bühne oder auf Tonträger gefunden. So horcht man bei einem Stück wie Georg Caspar Schürmanns «Die...
Der Mann mit dem Fliegenbärtchen, polternd die Forrsäähung beschwörend; dazu eine Riege Kuchen mampfender, gleichwohl hingerissener Damen, die ihn «als Messias lieben»: Skurril-komisch wie aus Chaplins «The Great Dictator» mutet diese Szene des Auftritts Hitlers 1931 in einer Münchner Konditorei an, die Karl Lustig-Prean, ein ehemaliger Direktor der Wiener...
