Akustische Weichzeichner
Die These, die dem neuen Hannoveraner «Tristan» zu Grunde liegt, ist durchaus beunruhigend: Könnte es sein, so scheint Joachim Schlömer sich und das Publikum den ganzen Abend über zu fragen, dass dieses Werk sich am Ende einer glaubwürdigen szenischen Realisierung grundsätzlich verweigert? Dass dort, wo es ohnehin nur um hemmungs- und grenzenlose Gefühle geht, jede Verankerung in einer Spielatmosphäre nur eine Verkleinerung der Wahrheit bedeutet? Tristan und Isolde, postuliert Schlömer schon zum Vorspiel des ersten Aktes, das können wir alle sein – wenn wir nur bereit sind, unser
e Gefühle zu leben.
Es sind x-beliebige Menschen, die sich auf der Bühne versammeln und auf eine Leinwand starren, die das Geschehen per Live-Video sichtbar macht. Man gibt sich leger, trägt Trainingsjacke und weiße Hemden, und für die ganze Handlung braucht es auf nackter Bühne nur eine Hand voll Requisiten: Ein paar weiße Latten reichen, um Räume anzudeuten, allein ein Paar Stiefel verweist später darauf, dass der dritte Akt bei Tristan zu Hause spielt. Bühnentechnik und Scheinwerferlicht werden deutlich vorgezeigt, damit ja keiner auf die Idee kommt, die Reste der (ohnehin denkbar kargen) äußeren ...
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