Gewalt und Leidenschaft
Natürlich nehme «La traviata» die herbstlich-winterliche Position im Spielplan ein, wo das Haus «ganz bewusst die großen Dramen mit berühmten, gefühlvollen Melodien» zeigen will. Sagt Søren Schuhmacher, der neue Intendant am Theater Hagen, im Interview. Am Ende beweist auch Schuhmacher in seiner «Traviata»-Inszenierung, dass Giuseppe Verdi alles andere ist als ein Populist des Musiktheaters und hinter seinen «berühmten, gefühlvollen Melodien» ihre mitkomponierte Gefährdung durch finstre Mächte lauert.
Dennoch stellt sich für Theaterleitung und Regie immer wieder aufs Neue die Frage: Darf Verdi wehtun, ohne dem Publikum den Opernabend, zumal in der Vorweihnachtszeit, zu vermiesen? Zwei aktuelle Beispiele aus dem Bundesland mit den meisten Opernhäusern: «La traviata» in Hagen und «Nabucco» in Bonn geben mögliche Antworten.
Für Verdi ist Violetta Valéry, die «Kamelien -dame» aus dem Roman von Alexandre Dumas fils, keine luxusverliebte Sexarbeiterin, sondern eine Frau, die der heuchlerischen bürgerlichen Gesellschaft den Spiegel vorhält – spätestens ihr Tod verschafft der von allen als «verdorben» angesehenen Figur die moralische Überlegenheit. Søren Schuhmacher akzentuiert ihre ...
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Opernwelt Dezember 2025
Rubrik: Im Focus, Seite 28
von Michael Struck-Schloen
Zwei Opernpremieren, die im Rückblick als ein musikpolitisches Schlüsselereignis im nationalistisch gefärbten Parteikampf der deutschen Kultur- und Ideengeschichte des frühen 19. Jahrhunderts gelten dürfen, fanden 1821 innerhalb weniger Wochen in Berlin statt – die von E. T. A. Hoffmann eingerichtete deutschsprachige Fassung von Gaspare Spontinis «Olympia», die den...
arte
07.12. – 22.05 Uhr
Dmitri Schostakowitsch: Lady Macbeth von Mzensk
Die Mailänder Scala eröffnet die Saison 2025/26 mit einem wichtigen Meisterwerk des 20. Jahrhunderts. In der Titelrolle ist die amerikanische Sopranistin Sara Jakubiak zu erleben, am Dirigentenpult steht Riccardo Chailly. Arte überträgt die Premiere leicht zeitversetzt.
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Nach der Pause geht die halbe Reihe hinter uns geschlossen nach Hause. Als ob die Musik von Benjamin Britten 80 Jahre nach der Uraufführung von «Peter Grimes» noch anecken würde. Oder empört im 21. Jahrhundert ernsthaft das moralisch Graue? An der Umsetzung kann dieser Unmut nicht liegen. Robin Davis, der neue GMD der Bielefelder Philharmoniker, zeigt, dass Britten...
