Gemischte Gefühle
Auch in der letzten Premiere vor seinem Wechsel nach Nürnberg ist Gelsenkirchens Intendant Peter Theiler mit Giacomo Meyerbeers «L’Africaine» wieder zu einer Erkundungsreise in die Welt des französischen 19. Jahrhunderts aufgebrochen. Kaum ein anderes Werk der Opernliteratur dürfte eine längere Entstehungsgeschichte gehabt haben als die 1837 unmittelbar nach den «Hugenotten» in Angriff genommene «Afrikanerin», ehe sie schließlich 1865, ein Jahr nach dem Tod des inmitten der Probenarbeit gestorbenen Komponisten, an der Pariser Opéra uraufgeführt wurde.
Mehrfach wurde der Plan geändert, bis Meyerbeer und sein Librettist Eugène Scribe auf den Einfall kamen, die Liebesgeschichte um die exotische Königin Sélika mit der Entdeckung Indiens durch den portugiesischen Seefahrer Vasco da Gama zu verbinden und damit der privaten Tragödie das für die Grand Opéra obligatorische historische Sujet aufzupacken.
Diese irreparablen Ungereimtheiten zu beseitigen – vor allem den Bruch in der Figur Vascos, der vom politischen Täter der beiden Portugal-Akte zum willenlosen Liebhaber der im fernen Indien spielenden Schlussakte wird – konnte auch der Gelsenkirchener Aufführung nicht gelingen; zumal der ...
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