Geheimnislos
Auch wenn die Berliner Philharmoniker – im Gegensatz zu ihren Kollegen in Wien – nur selten Oper spielen, lagen die Noten von Wagners «Parsifal» immer wieder auf ihren Pulten.
Das hat damit zu tun, dass sich diese Musiker eigentlich nur zu Osterfestspielen in einen Orchestergraben setzen – lange in Salzburg, seit 2013 in Baden-Baden – und dass «Parsifal», einer schlechten Tradition folgend, oft an Ostern gespielt wird. Es hat aber auch damit zu tun, dass die Chefdirigenten des Orchesters sich dieses Stück nicht entgehen ließen.
Herbert von Karajan hat die Klangmischungen des späten Wagner einst mit geradezu alchimistischer Neugier erkundet, Claudio Abbado später einen sehr viel helleren, von Klangräumen her gedachten «Parsifal» dirigiert. Mit Daniel Barenboim als Gast haben die Berliner Philharmoniker eine bis heute in vielem gültige Studioaufnahme des Stücks produziert. Nun also Simon Rattle, der 2018 seine letzten Osterfestspiele mit dem Orchester bestritt. Die Preise in Baden-Baden waren hoch (bis 360 Euro), die Erwartungen auch.
Der erste Akt: eine Enttäuschung. Das melodische Integral des Liebesmahlthemas, mit dem das Stück einsetzt, wirkt fahrig, weder klanglich gerundet ...
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Opernwelt Mai 2018
Rubrik: Panorama, Seite 43
von Stephan Mösch
Jaromir Weinbergers einstiger Welterfolg «Schwanda, der Dudelsackpfeifer» aus den 1920er-Jahren, in Mitteleuropa jäh gestoppt von den Nazis, taucht nach und nach wieder auf, und die Opernfreunde reiben sich erstaunt die Augen, dass diese tolldreiste Nachblüte der tschechischen «Volksoper» so lange vergessen wurde. Die Rezeptur der «Verkauften Braut» erscheint in...
Während Tonios Prolog wird hektisch das Bühnenbild aufgebaut. Serena Sinigaglia, die nördlich der Alpen noch wenig bekannte Regisseurin aus Mailand, fügt Leoncavallos «meta-theatralem» Geniestreich eine zusätzliche Brechung hinzu. Wenn Tonio Theater als Theater ankündigt, bevor das Melodram dann doch in das «wahre» Leben, genauer: das «wahre» Morden umkippen wird,...
Die Umstände sprechen eigentlich dagegen. Die Lage – eineinhalb Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Die dürftige Parkplatz-Situation. Der kleine, schwer zu findende Shuttlebus vom nahen Einkaufszentrum. Dazu eine Industriehalle, die zwar mit Bar, Sitz- und Steh-Ecken im Foyer aufgehübscht wurde, die aber für große Oper zu niedrig ist. Und doch: 60 000 Zuschauer im...
