Gefährliche Liebschaften
Benjamin Brittens todernste, abgründige Kammeroper «The Rape of Lucretia» (Die Schändung der Lukretia) aus dem Jahr 1946 und die ein Jahr später folgende parodistische Komödie «Albert Herring» sind für dieselbe kleine Orchesterbesetzung komponiert. Und doch klingt die Tragödie weitaus intimer, ja spröder als das Satyrspiel. Man möchte meinen, dass sich beide Stücke für eine filmische Version besonders gut eignen, und im Falle der im Studio gedrehten, kargen, gleichwohl enorm spannungsvollen Version der «Lucretia» nach einer Produktion der ENO von 1987 trifft das auch zu.
«Albert Herring» in einer Aufführung des Glyndebourne Festivals von 1985 dagegen ist nicht nur penetrant rotstichig oder farblos (je nachdem, wie man den Fernseher justiert), sondern darüber hinaus hoffnungslos antiquiert inszeniert.
Peter Hall hat sich realistische Räume bauen und ebensolche Kostüme schneidern lassen und führt seine Sänger darin hemmungslos aufgesetzt. Das ermüdet schon nach wenigen Minuten. Und erst, wenn die Handlung sich zu verdichten beginnt, gewinnt auch dieser Film an Spannung: wenn der frisch gekürte Maien-König Schluckauf bekommt, weil man ihm Rum in die Limonade gemischt hat; vor ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Erfahrungen mit historischer Aufführungspraxis kommen bei der Dresdner Staatskapelle bislang nur sporadisch zum Zuge. Einzelne der immerhin sechs Mozart-Produktionen im Repertoire der Semperoper sind daher trotz der viel gerühmten Spielkultur der Staatskapelle von durchaus behäbiger Konventionalität. Gemessen daran bietet der neue Dresdner «Figaro» manche...
Von ihrer Dramaturgie her kann der «Salome»-Neuinszenierung des Mannheimer Nationaltheaters ohne weiteres zugestimmt werden. Gabriele Rech überfrachtet die Vorlage nicht durch weit hergeholte Assoziationen. Zentraler Ansatzpunkt: Die Titelfigur ist kein sexbesessenes männermordendes Ungeheuer. Im Text ist bekanntlich keine Rede vom sadistischen Monster, und die...
Zwei thematische Schwerpunkte annoncierten Rainer Pöllmann und Margarete Zander, die von den Veranstaltern DeutschlandradioKultur respektive RBB-Kulturradio eingesetzten Köpfe der achten Ultraschall-Saison: Werke der zeitgenössischen Musikszene Polens und Arbeiten des 1980 verstorbenen Klangforschers Franco Evangelisti, einst neben Berio und Nono zur wichtigsten...