Ganz ohne Trost
«Liebe kann göttlich sein. Aber kein Gott kann den Menschen die Liebe bringen.» Der Agnostiker und Regisseur Hans Neuenfels spricht über sein Religionsdefizit im Magazin der Berliner der Staatsoper. Und seine Ariadne bleibt auf der Insel Naxos ungetröstet allein mit sich und der flitterhaften Zerbinetta-Truppe, ratlos und gottlos im Wahn, einsam bis zum in dieser Inszenierung konsequent vollzogenen Ende der Tragödie: dem Freitod.
Neuenfels’ Berliner Inszenierung, seine erste Regie einer Strauss-Oper überhaupt, enthält diese zentrale Botschaft: Die Fixierung der unglücklichen Ariadne auf den fernen Geliebten Theseus, den halluzinierten Gott Bacchus, führt sie immer verstörender in den Realitätsverlust, den Wahnsinn. Und Camilla Nylund, die Dame in Schwarz, gibt der Mission die trauernde Gestalt: «Lass meine Schmerzen nicht verloren sein / Bei dir, lass Ariadne sein!», fleht sie zwar am Schluss Bacchus an. Doch entgegen der bei Strauss-Hofmannsthal so erhabenen Überhöhung der Liebenden, der verwandelnden Kraft der Liebe, die von einer apotheotischen Musik beglaubigt wird, rammt sich in der nüchtern-präzisen Lesart von Neuenfels Ariadne am Ende den Dolch in den Leib. Und der Bacchus ...
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Opernwelt August 2015
Rubrik: Im Focus, Seite 16
von Wolfgang Schreiber
Im Beiheft zur Debüt-CD der ukrainischen Mezzosopranistin Lena Belkina erfahren wir nicht nur viel über Arien, die Rossini, Bellini und Donizetti für Isabella Colbran, Giuditta Grisi und Rosina Stoltz maßgefertigt haben, sondern auch über die Primadonnen-Oper zwischen 1815 und 1845. Seltsam aber, dass es keinerlei Information über die 1987 geborene Sängerin bietet,...
Impressum
56. Jahrgang, Nr 8
Opernwelt wird herausgegeben von
Der Theaterverlag – Friedrich Berlin
ISSN 0030-3690
Best.-Nr. 752281
Redaktion Opernwelt
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Redaktionsschluss dieser Ausgabe
war der 10.07.2015
Redaktion
Wiebke Roloff
Albrecht Thiemann (V. i. S. d....
Man ist überwältigt. Von der Fülle, von der Akribie, von der Schönheit, von der Fantasie, aber eben auch von der Wandlungsfähigkeit. Das Universum des Bühnenmenschen Jürgen Rose umfasst nicht nur das Bild einer Szene vom ersten Nagel bis zur letzten Dessous-Naht, sondern längst auch die Regie, das Dirigieren von Menschen im Raum, das Erfinden von Konzepten. Es ist...