Galerie der Tenöre
Im heutigen Opernalltag sind gute Tenöre, vor allem für Verdi und Wagner, Ausnahmeerscheinungen. In früheren Zeiten dagegen war die Konkurrenz so groß, dass viele nach heutigen Maßstäben erstklassige Fachvertreter rasch wieder in Vergessenheit gerieten. Für den systematischen Sammler historischer Recitals gibt es da immer wieder Entdeckungen zu machen.
Der norwegische Tenor Björn Talén (1890-1947), in den Jahren 1922-1932 Mitglied der Berliner Staatsoper, dann der Städtischen Oper, kam vom jugendlich-dramatischen Fach zu Wagner.
Sein Vortragsstil ist so, wie man ihn von einem ehemaligen Offizier der königlichen Leibgarde erwarten kann: schneidig, forsch, etwas steif und nicht sehr poetisch – ob als Tamino, Lohengrin, Stolzing oder Hoffmann, Alfredo, Riccardo. Selbst in den Eifersuchtsausbrüchen von Canio und Otello bewahrt Talén Contenance. Doch wenn man von diesem Korsett absieht, bleibt an der puren Stimmqualität des baritonal grundierten Tenors, seiner sicheren Musikalität und seinen klugen Interpretationen noch genügend zu bewundern. Als Violetta, Micaëla und Mimí ist Lola Artôt de Padilla seine Duettpartnerin, die so auserlesen singt, wie sie heißt.
Der russische Tenor ...
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