Fulminant

Puccini: La Bohème
Bologna | Teatro Comunale

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Intellektuelles Lumpenproletariat, verloren in der Großstadtwüste. Gestrandete, die der unwahrscheinlichen Hoffnung nachhängen, dank ihrer Talente überleben zu können. Man verdingt sich mit Gelegenheitsjobs, wischt Spießbürgern eins aus, konsumiert illegale Drogen und nagt in schlecht geheizten Dachstuben am Hungertuch. Alles wie gehabt. Am harten Los des Künstlerdaseins, wie es Henri Murger in seinen «Scènes de la vie de bohème» schilderte, hat sich wenig geändert seit jenen Tagen, als Moderne und Industrialisierung in Paris Einzug hielten.

Der Stoff ist aktuell geblieben, man kann ihn auch heute noch mit ein paar marginalen Eingriffen inszenieren, ohne seinen voyeuristischen Reiz zu schmälern. Wenn überhaupt, kosten aktualisierende Eingriffe seitens der Regie nicht selten das tränenreiche Potenzial des Sujets aus, das der Firma Illica/Giacosa/Puccini dereinst so großes Theaterglück bescherte. Nicht so bei Graham Vick: Der britische Opernregisseur hat den Plot nun auf seine knallharte Wahrheit verdichtet, dem Original seine ursprüngliche Wucht zurückgegeben und es gnadenlos zugespitzt, ohne es dabei unzulässig zu reduzieren. Chapeau!

Diese Produktion hat viele Meriten, nicht ...

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Opernwelt März 2018
Rubrik: Panorama, Seite 37
von Carlo Vitali

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